Landwirtschaft:Munich Re soll Land abgeben

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Eigentlich ist der Kauf von landwirtschaftlicher Fläche streng reglementiert. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Ackerland zum Spekulationsobjekt wird. (Foto: Patrick Pleul/dpa)
  • 2016 wurde bekannt, dass die Munich Re von der KTG Agrar auf dem Weg eines sogenannten Share Deals Land erworben hatte.
  • Behörden müssen die Übertragung von Ackerland genehmigen. Jetzt wurden damals erteilte Genehmigungen teilweise wieder aufgehoben.

Von Hans von der Hagen, München

Vor knapp einem Jahr wurde bekannt, dass die Munich Re 2015 im großen Stil landwirtschaftliche Flächen über eine Firmenbeteiligung gekauft hatte. Unter Bauern war die Verärgerung groß, denn Ackerland ist knapp und gehört ihrer Ansicht nach nicht in die Portfolios von Finanzkonzernen. Es war von Landgrabbing die Rede. Jetzt hat die zuständige Behörde in Brandenburg damals erteilte Genehmigungen für einen Teil der Flächen, 463 Hektar, wieder aufgehoben, obschon die neuen Eigner längst ins Grundbuch eingetragen worden waren - bundesweit dürfte das ein bislang einmaliger Fall sein. Für den weitaus größeren Teil, 1800 Hektar, bleiben die Genehmigungen bestehen.

Eigentlich ist der Kauf von landwirtschaftlicher Fläche streng reglementiert. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Ackerland zum Spekulationsobjekt wird. Die Munich Re machte sich allerdings eine Gesetzeslücke zunutze: Sie kaufte nicht das Land selbst, sondern nur Anteile in Höhe von 94,9 Prozent an der ATU Landbau, die das Land besitzt.

Diese Geschäfte heißen auch "Share Deals". Mit ihnen wird der nur schwer handelbare Boden mobil - darum setzen nun auch Finanzinvestoren auf diese Methode. Weiterer Vorteil: Mit einem Share Deal lässt sich die Zahlung von Grunderwerbsteuer vermeiden - sie muss erst dann entrichtet werden, wenn der Käufer mehr als 94,9 Prozent der Anteile erwirbt.

Die ATU Landbau gehörte früher zu mittlerweile insolventen KTG Agrar. Die Genehmigungen wurden seinerzeit für die Übertragungen der Flächen innerhalb der KTG Agrar auf die ATU Landbau erteilt. Erst später wurde den Behörden deutlich, dass die ATU Landbau die Flächen gar nicht selbst bewirtschaften wollte, sondern nur als Vehikel diente, um Land indirekt an die Munich Re zu übertragen. Darum entschied der zuständige Landkreis Prignitz, dass die Flächen nachträglich Landwirten angeboten werden müssten: Unter bestimmten Voraussetzungen sollten sie ein Vorkaufsrecht nutzen können.

Angesichts der immer noch großen Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen mag es überraschen, dass sich am Ende für immerhin 1800 Hektar Land keine Käufer fanden. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Brandenburg hatte es zwar für alle Flächen Interessenten gegeben, doch die Konditionen waren wohl nicht attraktiv genug.

Die Flächen, aufgeteilt in 14 "Kaufgegenstände", seien teils mehrere Hundert Hektar groß. Hinzu kommt: Bauern hätten das Land nur im Paket erwerben und oftmals zunächst nicht einmal selbst nutzen können, da es langfristig verpachtet sei. Nach Angaben der Taz, die zuerst darüber berichtete, wurden die 463 Hektar für insgesamt fünf Millionen Euro verkauft. Im Schnitt wurden also 10 800 Euro je Hektar bezahlt, was in etwa dem regionalen Marktniveau entspricht.

Ob die neuen Käufer das Land behalten dürfen, ist noch unklar: Gegen die jetzt ergangenen Bescheide hat die Munich Re, die sich zu dem Fall nicht äußert, Rechtsmittel eingelegt. Es könnte ein langes Verfahren werden.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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