Innenstädte:Inflation sorgt für massives Ladensterben

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Von den Ladenschließungen betroffen ist laut HDE "vor allem der kleinbetriebliche Nonfood-Fachhandel". (Foto: CATHERINAHESS/Catherina Hess)

Die Kosten steigen, die Kunden bleiben aus: Der Handelsverband Deutschland rechnet damit, dass in diesem Jahr 9000 Einzelhändler aufgeben - eine Gefahr für die Innenstädte.

Die deutschen Einzelhändler rechnen wegen hoher Kosten und zurückhaltender Kunden mit einem massiven Ladensterben. In diesem Jahr dürften etwa 9000 Geschäfte aufgeben, prognostiziert der Handelsverband Deutschland (HDE). "Im laufenden Jahr sorgen vor allem höhere Kosten bei den Unternehmen für Druck auf Erlöse und Gewinne", heißt es beim HDE. "Zudem führt die hohe Inflation zu Kaufkraftverlusten bei den Verbrauchern." Ende 2023 blieben bundesweit 311 000 Geschäfte übrig (ohne Kleinstbetriebe).

In den stark durch die Folgen der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 bis 2022 ist die Zahl der Geschäfte pro Jahr um 11 000 gesunken und damit deutlich stärker als in den Vorkrisenjahren 2015 bis 2019, als jährlich 5000 Läden aufgaben.

"Betroffen ist vor allem der kleinbetriebliche Nonfood-Fachhandel", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. "Angesichts der Zahlen der letzten Jahre müssen in allen Innenstädten und bei der Politik alle Alarmglocken läuten. Denn ohne erfolgreichen Einzelhandel haben die Stadtzentren kaum Zukunftsperspektiven." Ursprünglich ging der HDE für das vergangene Jahr sogar von einem Rückgang um 16 000 Geschäfte aus. Eine solch große Schließungswelle sei aber auch mit Hilfe von Maßnahmen der Bundesregierung wie Energie- und Gaspreisbremse verhindert worden.

"Stirbt der Handel, stirbt die Stadt", sagte Preen. Der Handel sei nicht nur Versorger der Bevölkerung, sondern zeichne sich auch durch sein vielfältiges gesellschaftliches Engagement vor Ort aus und sei zudem Pfleger des Kulturraumes Innenstadt. "Diese Leistungen sind in Gefahr", warnte der HDE-Präsident. Um mit dem Einzelhandel eine der tragenden Säulen der Innenstädte zu stützen, plädiert der HDE für eine Gründungsoffensive. "Unbürokratische und schnelle Genehmigungsprozesse für Umbauten und Umwidmungen müssen ganz oben auf die Prioritätenliste", forderte Preen. Flächendeckend sollte es dazu Ansiedlungsmanager geben. Es müsse im Interesse aller Akteure in den Innenstädten sein, Lücken in den Stadtzentren so schnell wie möglich zu schließen. Ansonsten drohten weitere Kettenreaktionen mit noch mehr Leerständen und einer Spirale nach unten.

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