Krise bei Stahlgiganten:Thyssen-Krupp soll Kapitalerhöhung planen

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Dem Stahl-Produzenten Thyssen-Krupp geht es nicht gut. (Foto: DPA/DPAWEB)

Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp steckt tief in der Krise. Jetzt soll die Wende her: Neuer Chefaufseher ist Ulrich Lehner. Zudem soll der Konzern vor einer Kapitalerhöhung stehen. Die Anleger sind entsetzt.

Verlustreiche Werke in Südamerika, überzogene Abfindungen, Korruptionsvorwürfe - zahlreiche Probleme zwingen die Chefs des Stahlgiganten Thyssen-Krupp, das Unternehmen umzukrempeln.

Das Handelsblatt berichtet , dass Thyssen-Krupp angeblich eine Kapitalerhöhung vorbereitet. Ein geplanter Erlös von etwa einer Milliarde Euro solle die zuletzt dünne Eigenkapitaldecke des Konzerns aufbessern. Zuletzt sei diese bei 11,4 Prozent gelegen - einer der schlechtesten Werte in der Industrie, schreibt das Blatt. Thyssen-Krupp bestätigte eine mögliche Kapitalerhöhung nicht. Eine Entscheidung ist offenbar auch noch nicht gefallen.

In Expertenkreisen gilt es als unsicher, ob die Krupp-Stiftung bei einer Kapitalerhöhung mitzöge, um ihren heutigen Anteil an der Firma zu halten. Die Konsequenz: Die Stiftung mit ihrem 99-jährigen Patriarchen Berthold Beitz an der Spitze verlöre ihre Sperrminorität bei Entscheidungen. Die Stiftung hält bislang 25,3 Prozent an dem Traditionskonzern mit weltweit 150.000 Mitarbeitern.

An der Börse stürzte der Kurs des Unternehmens zeitweise um mehr als sechs Prozent ab.

Auch personell stellt sich das Unternehmen in Zukuft anders auf. Wie angekündigt, wählte der Aufsichtsrat des Unternehmens den ehemaligen Henkel-Chef Ulrich Lehner zum neuen Vorsitzenden. Der 66-Jährige wird damit Nachfolger von Gerhard Cromme und soll am ersten April den Posten übernehmen, teilte das Unternehmen mit.

Lehner kennt das Unternehmen: Seit 2008 gehört er dem Thyssen-Krupp-Aufsichtsrat an und genießt das Vertrauen des Firmen-Patriarchen Beitz. Daneben ist er Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und Interimspräsident des Schweizer Pharmakonzerns Novartis.

Beitz, der an der Spitze des Konzerns bleiben möchte, antwortete auf die Frage einer möglichen Kapitalerhöhung in der Süddeutschen Zeitung nur indirekt: Die Machtstellung der Stiftung sei kein Selbstzweck, sagte er. Die Stiftung habe vor Jahren die entscheidenden Aktienanteile gekauft, um Thyssen-Krupp vor Aufkäufen und feindlichen Übernahmen zu retten. "Ich werde mich keinem Schritt verweigern, der zum Wohle der Firma ist", sagte Beitz.

Hohe Verluste in Brasilien und USA

Erst auf der Hauptversammlung im Januar erklärten die Lenker von Thyssen-Krupp, dass es keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung gäbe. Dies könnte sich angesichts anhaltender Probleme geändert haben.

Die Stahlwerke in Brasilien und USA machen herbe Verluste und schaden dem Ansehen des Unternehmens. Vorstandschef Heinrich Hiesinger will deshalb sie in den kommenden Wochen verkaufen.

Auch drohen weitere Abschreibungen, die das Eigenkapital belasten. Der Konzern hat die Anlagen in den USA und Brasilien mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern. Zudem lasten Schulden von über fünf Milliarden Euro auf dem Unternehmen.

Der Konzern hat aber auch außerhalb des Stahl-Geschäfts Probleme. Für die Kartellabsprachen bei Schienenherstellern drohen Schadenersatzforderungen der Deutschen Bahn und kommunaler Verkehrsbetriebe in dreistelliger Millionenhöhe. Die Belastungen könnten noch höher sein, wenn sich der Verdacht auf Preisabsprachen bei Lieferungen an Großkunden der Automobilindustrie bestätigen sollte.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/ale - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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