Kreditausfallversicherungen für Griechenland nicht fällig:Banken erhalten keinen Ersatz für Schuldenschnitt

Lesezeit: 2 min

2008 ruinierten Kreditausfallversicherungen den größten Versicherer der Welt. Niemand weiß genau, ob diese Finanzderivate wieder Chaos auslösen, wenn Griechenland endgültig bankrott geht. Dazu kommt es erst mal nicht, hat nun die zuständige Handelsorganisation Isda entschieden. Der Schuldenschnitt sei keine Pleite.

Es ist ein bisschen Stabilität in Zeiten der Krise: Die als Spekulationsinstrument verrufenen Credit Default Swaps (CDS) - also Kreditausfallversicherungen - auf griechische Staatsanleihen werden nicht ausgelöst. Die mit der Entscheidung beauftragte International Swaps and Derivatives Association (Isda) gab bekannt, dass kein sogenanntes Kreditereignis vorliege, also Griechenland nicht offiziell zahlungsunfähig sei. Weder die Einigung der Regierung in Athen auf einen Schuldenerlass mit ihren privaten Gläubigern habe zu einem solches Ereignis geführt, noch die Sonderstellung der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei diesem Schuldenschnitt nicht mitmacht.

Für die Banken und andere Investoren bedeutet das: Sie können vorerst keine Entschädigung für die Verluste erwarten, die sie beim Schuldenschnitt erleiden. Sie verzichten auf mehr als die Hälfte des Nennwertes ihrer griechischen Anleihen.

Wegen der negativen Erfahrungen während der Finanzkrise im Jahr 2008 mit verbrieften Papieren auf Basis der Kreditausfallversicherungen ist die Entscheidung auf den Finanzmärkten mit Spannung erwartet worden. Denn CDS sind zwar ein sinnvolles Instrument für Investoren, um sich gegen Verluste abzusichern.

Sie können jedoch auch zur Spekulation eingesetzt werden - weil man mit ihnen auch Investments versichern kann, die gar nicht die eigenen sind. Ein häufig gebrauchtes Bild für diese Form der Spekulation ist eine Brandschutzversicherung auf ein fremdes Haus - woraus ein Interesse entsteht, das Haus abzufackeln, um die Versicherungssumme zu kassieren.

Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hatte zu einem kolossalen Dominoeffekt geführt. Kreditausfallversicherungen auf komplexe Hypothekenpapiere hatten innerhalb kürzester Zeit gigantische Versicherungssummen fällig gemacht - und den großen US-Versicherer AIG praktisch ruiniert.

Bei den Plänen zur griechischen Umschuldung wurde bisher alles daran gesetzt, dass Kreditausfallversicherungen nicht fällig werden. Im Falle Griechenlands dürfte aber ein wesentlich geringerer Betrag in CDS fällig werden und die Schockwellen im Finanzsystem sich in Grenzen halten.

Besonders gut reguliert ist das Feld der CDS nicht, ein Großteil des Handels findet " over the counter" statt, also "über die Theke". Das heißt im Falle der CDS, dass ein Marktteilnehmer, der sich gegen Verluste absichern will - das kann auch ein eiskalter Spekulant sein - mit einem Versicherer die Kreditausfallversicherung abschließt, und zwar ohne über einen zentralen Handelsplatz zu gehen, also eine Börse.

Wenn jemand Übersicht über diesen Schattenhandel hat, dann die Isda. Sie ist ein Branchenverband, in dem sowohl Investoren als auch Emittenten organisiert sind. Ihr "Master Agreement" ist ein standardisierter Vertrag, den die beiden Parteien miteinander abschließen und der die Details ihres Handels dokumentiert. Auf ihn können sich beide hinterher berufen.

In kritischen Situationen kommt ein Entscheidungskomitee der Isda auf Anfrage von Versicherern oder Investoren zusammen und stellt fest, ob Versicherungen oder andere Finanzderivate fällig werden. So auch jetzt im Fall des griechischen Schuldenschnitts, der vergangene Woche beschlossen wurde. Urteil des Komitees: kein Kreditereignis, also werden nicht quer durchs Finanzsystem CDS auf griechische Bonds ausgelöst. Im Aufsichtsrat der Isda sitzen hauptsächlich Vertreter internationaler Banken.

Allerdings kann die Isda in der Zukunft ein Kreditereignis feststellen und damit die CDS fällig werden lassen. In ihrer Stellungnahme verkündete sie, dass sie jederzeit wieder angerufen werden kann, um darüber zu entscheiden. Schließlich entwickele sich die Situation in Griechenland weiter. Sie könne ihre Meinung ändern, wenn neue Fakten bekannt würden.

© Süddeutsche.de/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: