Gesundheit:Krankenkassen erwarten Milliardendefizit

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Bis zu fünf Stunden dauert die Blutwäsche - Zeit genug für ein paar Trainingseinheiten. (Foto: imago stock&people/imago/Oliver Ring)

Spitzenverband rechnet für 2024 mit einem Minus von bis zu sieben Milliarden Euro. Gut möglich, dass auch die Beiträge für die Versicherten weiter steigen

Von Elisabeth Dostert

Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) rechnen für 2024 mit einem Defizit in Milliardenhöhe, allerdings wird es deutlich kleiner ausfallen als für 2023 prognostiziert. Aus heutiger Sicht werde das Defizit voraussichtlich 3,5 bis sieben Milliarden Euro betragen, sagte Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes am Donnerstag. Auch für die Versicherten wird es aller Voraussicht nach teurer. Ohne weitere Maßnahmen rechnet Pfeiffer mit einem Anstieg der Zusatzbeitragssätze um 0,2 bis 0,4 Beitragssatzpunkte.

Wie es um die Finanzen der GKV bestellt ist, betrifft viele. Rund 73 Millionen Menschen in Deutschland, also etwa 90 Prozent der Bevölkerung, sind bei einer der fast 100 gesetzlichen Krankenkassen versichert. Zu den größten Anbietern zählen AOK und Barmer.

Für das Jahr 2023 hatte der GKV-Spitzenverband im Herbst 2022 ein Defizit von 17 Milliarden Euro prognostiziert. In den vergangenen Jahren seien drohende Finanzierungslücken durch die verschiedenen Regierungen nur "mit allerlei Tricks und Kniffen über den Griff in die Rücklagen sowohl bei den einzelnen Krankenkassen aus auch beim Gesundheitsfonds gestopft worden", so Susanne Wagenmann, alternierende Verwaltungsratsvorsitzende des Spitzenverbandes. So auch für 2023 mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Es sieht unter anderem eine Erhöhung des Bundeszuschusses um zwei Milliarden Euro und ein unverzinsliches Darlehen des Bundes an den Gesundheitsfonds vor. Der Zusatzbeitrag für die Versicherten stieg im Schnitt um 0,15 Beitragssatzpunkte auf 1,51 Prozent. Allein diese Erhöhung brachte der GKV zufolge rund 2,5 Milliarden Euro.

Das Jahr 2023 läuft Pfeiffer zufolge besser gelaufen als angenommen. Die Einnahmen stiegen stärker als erwartet und die Ausgaben weniger stark als bei der Herbstschätzung unterstellt. Ein solides Gefühl, wie sich die Ausgaben im Gesamtjahr entwickeln, habe sie noch nicht, sagte Pfeiffer. Sie forderte die Bundesregierung zu einer nachhaltigen Stabilisierung der Finanzierung ab 2024 auf. Die "Beitragserhöhungsspirale" müsse durchbrochen werden.

Pfeiffer hat dazu Vorschläge. So dürften versicherungsfremde Leistungen nicht weiter über die GKV finanziert werden, sondern über den Bundeshaushalt. Die Beitragspauschalen für die Bezieher von Bürgergeld müssten angehoben werden, der monatliche Beitrag zur Krankenversicherung liege derzeit bei 114,14 Euro im Monat. Von einer Leistungskürzung hält Pfeiffer nichts. Aber man müsse sich stärker Gedanken darüber machen, ob alle Behandlungen nötig oder evidenzbasiert seien. Die Versorgung müsse in Anbetracht des Fachkräftemangels besser gesteuert werden, Über-, Unter- und Fehlversorgungen abgebaut werden. "Mir fällt eine ganze Menge ein, um die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen zu stabilisieren", so Pfeiffer.

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