Korruption:Jeder vierte Manager ist bereit zu unethischem Verhalten

Lesezeit: 1 min

Etwas unethisches tun, solange es der Firma dient? Ein Viertel der Manager lehnt das einer Studie zufolge nicht ab. (Foto: dpa)
  • Eine Studie zeigt: 23 Prozent der deutschen Manager würden unethisch handeln, wenn es der eigenen Karriere dient.
  • Jeder zweite deutsche Manager gab außerdem an, dass ihm im eigenen Betrieb bereits unethisches Verhalten aufgefallen sei.

Von Katharina Kutsche

Das eigene Management mit falschen Informationen versorgen, Externe täuschen, Fehlverhalten anderer ignorieren - das alles findet jeder vierte deutsche Chef völlig in Ordnung, wenn es darum geht, seine Karriere voranzutreiben oder sich anderweitige Vorteile zu verschaffen. Das geht aus einer Studie hervor, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) am Mittwoch vorstellte.

Für die Studie befragt EY jährlich 4100 Manager aus 41 Ländern, in Deutschland nahmen 100 Entscheidungsträger teil. 23 Prozent von ihnen lehnen unethisches Verhalten nicht ab. Insgesamt antwortete ein Fünftel der Befragten mit Ja auf die Frage, ob sie zu unethischem Handeln für den eigenen Vorteil bereit wären. Wie aufrichtig Manager sind, hängt demnach auch vom jeweiligen Land ab: Während nur vier Prozent der dänischen Befragten unethisches Verhalten gutheißen, sind es bei Managern aus Russland und der Ukraine mehr als 30 Prozent.

Jeder Zweite hat unsauberes Verhalten im eigenen Betrieb beobachtet

Nur ein Drittel der Führungskräfte erklärte, die Ethikstandards im eigenen Unternehmen seien sehr hoch. Bei den deutschen Entscheidern waren es sogar nur 23 Prozent.

Jeder zweite deutsche Manager gab außerdem an, dass ihm im eigenen Betrieb bereits unethisches Verhalten aufgefallen sei. Immerhin sieben Prozent der Befragten behielten diese Beobachtungen für sich, weil sie Druck von oben bekommen hätten. Andere Gründe, warum die Befragten Betrugs- oder Korruptionsfälle im eigenen Laden nicht melden würden: Loyalität gegenüber den Kollegen, Angst um die eigene Sicherheit, Sorge um die eigene Karriere. Immerhin erklärten zwei von fünf Befragten, sie würden Fehlverhalten auf jeden Fall melden.

Wie das geht, ist allerdings nicht jedem bekannt. In vielen großen Unternehmen gibt es inzwischen Hotlines, bei denen Mitarbeiter anonym Hinweise auf Straftaten und sonstige Unsauberkeiten abgeben können. Ohne dieses Insiderwissen ist es sowohl für Firmen wie auch für Ermittlungsbehörden schwierig, die Verantwortlichen zu identifizieren und windige Geschäftspraktiken zu verhindern. In der EY-Studie sagten jedoch nur sieben Prozent der deutschen Manager, dass sie von solch einem Meldesystem in ihrem Betrieb wissen.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Geldwäsche
:So will Schäuble die Schwarzgeld-Flut stoppen

Geldwäscher lieben Deutschland. Hier werden sie selten erwischt. Das will Finanzminister Schäuble nun ändern - mit einer neuen Spezialeinheit.

Von Jan Bielicki, Köln, und Cerstin Gammelin, Berlin

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: