Konsum:Im Supermarkt geht besonders Billig-Wein

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Weinflaschen gingen bei dem Zwischenfall im Getränkemarkt keine zu Bruch, wohl aber das Knie des Mitarbeiters. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
  • 2,92 Euro geben Kunden im Einzelhandel durchschnittlich für einen Liter aus, zeigt eine Erhebung.
  • Insgesamt melden die Winzer einen geringeren Absatz. Die bewusstere Ernährung vieler Menschen, gilt in der Branche als entscheidender Grund.

Von Benedikt Müller

Wie viel darf eine gute Flasche Wein kosten? Darüber hat Deutschland zuletzt vor fünf Jahren debattiert. Damals sagte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, dass er keine Flasche Weißwein kaufen würde, "die nur fünf Euro kostet". Spätestens mit dieser Einlassung sahen es Kritiker als erwiesen an, dass sich zumindest der Spitzenpolitiker Steinbrück hoffnungslos von der Lebensrealität der meisten Menschen abgekoppelt hatte.

Neue Zahlen bestätigen den Vorwurf nun. In den deutschen Supermärkten gibt ein durchschnittlicher Käufer nur 2,92 Euro für einen Liter Wein aus. Das teilt die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Vorfeld der Fachmesse Pro Wein in Düsseldorf mit. Die gute Nachricht für Winzer: Zumindest im Verkauf ab Hof sowie im Fachhandel zahlen die Kunden im Schnitt 6,75 Euro für den Liter Rebensaft. Doch mittlerweile kaufen Verbraucher in Deutschland 79 Prozent ihres Weins im Einzelhandel ein.

Vor allem ältere Kunden kaufen Wein

Das Deutsche Weininstitut (DWI) berichtet ohnehin von einem "schwierigen Marktumfeld". Laut dem GfK-Panel haben Verbraucher im vergangenen Jahr fünf Prozent weniger Geld für Wein ausgegeben als noch im Vorjahr. Dass der Durst nach Rebensaft so jäh nachlässt, führt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule darauf zurück, dass sich viele Menschen bewusster ernähren und weniger Alkohol trinken wollen. So melden auch die Brauereien, dass sie im vergangenen Jahr 2,5 Prozent weniger Bier verkauft haben. Den Winzern droht ferner ein Demografie-Problem: Sie verkaufen besonders viel Flaschen und Kisten an Käufer über 50, 60 oder 70 Jahren.

Ihre Kunden in Deutschland geben gut die Hälfte des Geldes für heimische Tropfen aus. Zudem importiert die Bundesrepublik Wein, vor allem aus Italien, Frankreich und Spanien. Die Ernte hiesiger Winzer würde ohnehin nicht ausreichen, den gesamten Weindurst der Bundesrepublik zu stillen: Deutsche Erzeuger exportieren nur etwa ein Achtel ihres Weines ins Ausland. Besonders viel geht in die Vereinigten Staaten, die Niederlande und nach Norwegen. "Der deutsche Wein leidet allerdings noch an einem etwas verstaubten Image", gesteht Reule, so seien etwa in Deutschland übliche Etiketten für Käufer aus Übersee heillos kompliziert.

Vom 18. bis zum 20. März wollen 1000 Winzer aus Deutschland die Fachwelt von ihren Tröpfchen überzeugen. Dann reisen Händler und Gastronomen aus aller Welt zur Fachmesse Pro Wein nach Düsseldorf.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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