Nach Corona:Auch mal selbst backen

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Selber vom Erzeuger geholt schmeckt's gleich nochmal so gut. (Foto: Gemma Ferrando/Imago)

Eine Frage, eine Antwort: Kaufen in der Corona-Krise plötzlich alle bio?

Von Elisa von Grafenstein

Es begann mit Fotos von eigelb-glänzenden Oster-Hefezöpfen, die stolz in Whatsapp-Gruppen geteilt wurden. Das war zu Beginn der ersten Corona-Welle vor gut einem Jahr. Seitdem hat sich in den Küchen einiges verändert: Für viele Arbeitnehmer und Eltern stellte sich plötzlich die Frage, wer mangels Kantinen, Mensen und Restaurants eigentlich das Mittagessen zubereitet. An Weihnachten gab es statt dem Besuchsmarathon bei den Großeltern den ersten selbst gemachten Braten. Und bis zur zweiten Welle brachten die Einschränkungen ungeahnte Begabungen zutage, die in manchen Familien gar in Brotback-Contests gipfelten: Wer hat den schönsten Sauerteig im Kühlschrank?

Die Corona-Krise hat aber nicht nur die Koch- und Essgewohnheiten vieler verändert. Es ist auch die Erkenntnis gereift, wie wichtig für sie gesunde und nachhaltige Ernährung ist. Das zeigt sich in den Verkaufszahlen: Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln erreichte 2020 mit fast 15 Milliarden Euro eine Rekordsumme, ein Plus von 22 Prozent. Der Marktanteil lag 2019 bei 5,7 Prozent.

"Die Stadtteile abseits des Zentrums und ein gesunder, nachhaltiger Lebensstil gewinnen weiter an Bedeutung. Diese Trends werden auch nach der Pandemie bestehen bleiben", sagt Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat für den Global Consumer Insights Pulse Survey mehr als 8700 Konsumenten in 22 Ländern zu ihrem Kaufverhalten in Corona-Zeiten befragt, darunter 511 Menschen in Deutschland. 56 Prozent von ihnen gaben an, dass sie auf Produkte mit umweltfreundlicher oder reduzierter Verpackung achten. Gesündere und lokale Lebensmittel dürfen für mehr als 40 Prozent der Befragten auch etwas teurer sein.

Von den neuen Gewohnheiten profitiert auch der lokale Handel: Viele wissen den kleinen Laden um die Ecke jetzt erst richtig zu schätzen. Auch Click & Collect, also das Abholen vorbestellter Ware im Geschäft, ist beliebt, besonders für Elektronik, Mode und Accessoires. Der von Schließungen betroffene Handel außerhalb des Lebensmittelbereichs verlor dagegen in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 nach HDE-Berechnungen bis zu 40 Milliarden Euro Umsatz. Dafür stieg der Umsatz im Online-Handel im Corona-Jahr 2020 um 23 Prozent auf 73 Milliarden Euro an.

Das Mehl für den nächsten Brotback-Wettbewerb kaufen die meisten aber immer noch lieber im stationären Geschäft. Nur 13 Prozent gaben in der PwC-Umfrage an, Lebensmittel mehr oder ausschließlich online zu kaufen - so wenige wie in keinem anderen Bereich.

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