Konjunktur: Ifo-Index:Spätsommerliches Hoch

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Die konjunkturelle Entwicklung der vergangenen zwölf Monate war katastrophal, doch jetzt häufen sich die guten Nachrichten: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zum sechsten Mal in Folge gestiegen.

Langsam wird die Erholung der Konjunktur zur Regel: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zum sechsten Mal in Folge verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im September von 90,5 Punkte auf 91,3 Punkte.

Die befragten Unternehmen beurteilten sowohl ihre Geschäftsaussichten als auch ihre aktuelle Lage positiver als noch im August, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo mitteilte.

"Dabei schätzt die weitaus überwiegende Zahl der befragten Unternehmen die Lage noch immer als schlecht ein", erklärte ifo-Chef Hans-Werner Sinn allerdings. Nur bei den Erwartungen für die kommenden sechs Monaten gebe es mittlerweile fast einen Gleichstand zwischen Pessimisten und Optimisten.

"Gemessen an der katastrophalen Entwicklung der vergangenen zwölf Monate sind dies gute Nachrichten", sagte Sinn.

Großhändler immer noch unzufrieden

Die Industrieunternehmen schätzen demnach ihre aktuelle Lage nicht mehr ganz so negativ ein wie im Vormonat und erwarten in den kommenden sechs Monaten etwas bessere Geschäfte. "Hinsichtlich des Auslandsgeschäfts ist ihre Skepsis gewichen", erklärte Sinn. "Wieder mehr Unternehmen planen allerdings ihre Mitarbeiterzahl zu reduzieren."

Auch im Groß- und Einzelhandel blicken die Unternehmen weniger kritisch in die nächsten Monate. Während die Einzelhändler ihre aktuelle Lage als "nahezu zufriedenstellend" einschätzen, sind die Großhändler aber damit noch immer unzufrieden. In der Baubranche trübte sich das Geschäftsklima wieder ein, weil die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen zurückschrauben.

Die Banken bewerteten den erneut gestiegenen Ifo-Index als positives Signal: Die erneute Erholung des Geschäftsklimas sei vor allem auf die Erholung der Weltwirtschaft zurückzuführen, hieß es in einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Erfreulich sei zudem, dass sich trotz des Auslaufens der Abwrackprämie auch die Stimmung im Einzelhandel erneut verbessert habe.

"Starkes drittes Quartal"

"Die Befürchtung einiger Marktteilnehmer, dass die deutsche Konjunktur nach einer kurzen, vom Lageraufbau getragenen Erholung wieder an Schwung verlieren könnte, erhält durch den erneuten Anstieg des Ifo-Index keine Nahrung."

Vielmehr überwiege das Risiko, dass sich Deutschland-Wachstumsprognose der LBBW von 1,0 Prozent für das Jahr 2010 als zu zurückhaltend herausstellen könnte.

Nach Auffassung der Commerzbank sprechen die Ifo-Daten für ein starkes drittes Quartal in Deutschland. "Die Ergebnisse der Ifo-Umfrage stützten unsere Erwartung eines kräftigen zweiten Halbjahres".

Für das laufende Quartal sei ein Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 0,8 Prozent zum Vorquartal zu erwarten. Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte allerdings auch das Ifo-Geschäftsklima wieder abbremsen, wenn aufgrund der Nachwirkungen der geplatzten, globalen Schuldenblase das Wirtschaftswachstum an Schwung verliere.

"Außenwirtschaftlich bedingt"

Etwas nüchterner beurteilte die Deka-Bank die Ifo-Daten. Die Aufwärtsdynamik bei wichtigen Frühindikatoren schwäche sich zusehends ab. Hierauf deute auch der nur leichte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas im September hin, sagte Deka-Experte Andreas Scheuerle. "Dies zeigt, dass das wohl starke Wachstum der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal nicht ohne weiteres in die Zukunft übertragen werden kann."

Daneben belegten die Detailzahlen der Ifo-Umfrage, dass die konjunkturelle Erholung vor allem außenwirtschaftlich bedingt sei. Die Binnennachfrage dürfte in den kommenden Monaten hingegen von der Arbeitsmarktentwicklung belastet werden.

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