Keine neuen Milliarden der Notenbank:EZB enttäuscht die Banken

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EZB-Chef Draghi sprach von der "Dicken Bertha", als er im Februar den Banken zu schier unglaublichen Konditionen Geld anbot und spielte damit auf eine der bekanntesten Waffen im Ersten Weltkrieg an. Nun deutet ein Mitglied des EZB-Rates an, dass es trotz der Notlage vieler Banken keine neuen Sonderkredite geben wird. Stattdessen aber könnte die EZB etwas anderes tun.

Die Europäische Zentralbank (EZB) plant nach den Worten ihres Ratsmitglieds Jozef Makuch keine Neuauflage ihrer milliardenschweren Sonderkredite für die Geschäftsbanken. "Es gibt derzeit keine Diskussion darüber", sagte der Chef der slowakischen Zentralbank in Bratislava.

Banken und Anleger hatten auf die Hilfe der Notenbank gehofft. Die Situation an den Finanzmärkten spitzt sich weiter zu, die spanischen Banken brauchen viele Milliarden Euro und Griechenland droht wegen seiner hohen Schulden aus der Euro-Zone zu fliegen. Billige Kredite durch die EZB könnten zumindest Linderung an den Finanzmärkten schaffen. Doch bereits EZB-Chef Mario Draghi hatte die Hoffnungen der Börsianer in der vergangenen Woche enttäuscht, als er den Leitzins in der Euro-Zone bei einem Prozent beließ.

Dabei hat Draghi in der Vergangenheit durchaus schwere Geschütze aufgefahren, um den Banken zu helfen. Im Dezember und im Februar hat die EZB Kredite mit einer Laufzeit von drei Jahren von insgesamt mehr als einer Billion Euro gewährt - zum Leitzins von aktuell 1,0 Prozent. Die Geldschwemme nannte Draghi damals selbst "Dicke Bertha" - in Anlehnung an das deutsche Geschütz aus dem Ersten Weltkrieg. Mit den Sonderkrediten umging er, dass die EZB weiterhin Anleihen der hochverschuldeten Euro-Staaten einkaufen musste, die sonst kaum noch an bezahlbare Kredit kamen.

Eine ähnliche Hilfsaktion wird es nun wohl erst mal nicht geben, glaubt man den Worten von Zentralbanker Makuch. Dieser zeigte sich jedoch offen für eine Senkung des Leitzinses, zu dem sich die Banken Geld leihen können. Auch eine Senkung des Einlagezinses auf null Prozent kann sich der Notenbanker vorstellen. Derzeit können die Banken Geld bei der EZB zum Zinssatz von 0,25 Prozent über Nacht parken. Wird das Zinsniveau auf null gedrückt, wird es für Banken unattraktiver, das Geld bei der EZB zu hinterlegen.

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