Kauf der Hypo Alpe Adria:BayernLB-Vorstände vor Gericht

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Der Erwerb der Bank Hypo Group Alpe Adria durch die BayernLB war ein Debakel. Doch wie konnte es dazu kommen und haben sich die früheren Vorstände des Instituts schuldig gemacht? Seit diesem Montag werden diese Fragen vor Gericht geklärt.

Von Katja Riedel

Seit diesem Montag müssen sich sieben ehemalige Topmanager der Bayerischen Landesbank vor der 6. Strafkammer des Landgerichts München I für den desaströsen Kauf der Kärntner Bank Hypo Alpe Adria 2007 verantworten. Alle sieben kündigten an, sich zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Sie nahmen, begleitet von ihren Anwälten, in drei Reihen auf der Anklagebank Platz - in jenem Saal 101, in dem sonst gegen Beate Zschäpe und weitere Verantwortliche des NSU verhandelt wird.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Bankern, unter ihnen der frühere Vorstandschef Werner Schmidt, Ex-Vorstand Michael Kemmer und der bereits wegen einer Bestechungsaffäre zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilten Gerhard Gribkowski sowie vier weitere Ex-Vorstandskollegen, Untreue vor.

Sie sollen bei dem Kauf der Hypo Group Alpe Adria (HGAA) im Mai 2007 Risiken missachtet und einen viel zu hohen Preis für die Bank bezahlt haben. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.

Zum Prozessauftakt vor dem Münchner Landgericht betraten die sieben ehemaligen Vorstände unter großem Medienandrang den Gerichtssaal. Sie zeigten sich jedoch in gelöster Stimmung - wie auch ihre rechtlichen Vertreter.

Dies erklärt sich auch aus der direkten Vorgeschichte: Die 6. Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Joachim Eckert hatte im Sommer nur zwei vergleichsweise kleinere Tatbestände zulassen wollen - den größten Teil der Anklage, der sich mit dem Erwerb der HGAA-Aktien befasst, hingegen nicht.

Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft vor dem Oberlandesgericht München geklagt und recht bekommen. Zweifel hatte das Gericht auch daran geäußert, dass die Staatsanwaltschaft zwar die Vorstände, nicht aber die Verwaltungsräte vor Gericht bringe - darunter hochrangige Minister wie der ehemalige bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU). Sie werden im Prozess als Zeugen geladen.

Die rechtlichen Vertreter der Angeklagten werten die Vorgeschichte als strategischen Vorteil: Sie glauben, dass die ursprüngliche Nichtzulassung die derzeitige rechtliche Einschätzung des Gerichtes wiedergebe. Sie erwarten darum in dem auf 70 Tage angesetzten Verfahren rechtliche Hakeleien zwischen Gericht und Staatsanwaltschaft.

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