Kartellamt dringt auf niedrigere Gaspreise:RWE gibt klein bei

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Das Kartellamt hat sich durchgesetzt: Vier Tochterfirmen des Energiekonzerns RWE senken auf Druck der Behörde deutlich ihre Gaspreise - weitere Anbieter könnten bald folgen.

RWE beugt sich im Gas-Streit dem Druck des Bundeskartellamts. Um ein langwieriges Verfahren zu umgehen, wird Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern selbst aktiv - und senkt die Gaspreise. Insgesamt sollen einem Bericht der Financial Times Deutschland zufolge die Erdgaskunden um insgesamt 15 Millionen Euro entlastet werden. Kartellamtschef Bernhard Heitzer wolle den Kompromiss am Montag bekannt geben, heißt es in dem Bericht.

Der Energiekonzern RWE beugt sich dem Druck des Kartellamts - vier Tochtergesellschaften senken ihre Gaspreise. (Foto: Foto: AP)

Damit bleibt dem RWE ein langes Missbrauchsverfahren erspart. Das Kartellamt wirft dem Unternehmen vor, seine Marktmacht zu missbrauchen um überhöhte Gaspreise zu verlangen. Im März 2008 hatte die Behörde aus diesem Grund Verfahren gegen insgesamt 35 Gasanbieter eingeleitet. Zuvor wurden bei einer bundesweiten Erhebung Preisunterschiede von bis zu 60 Prozent festgestellt. Bereits vor einer Woche hatte das Handelsblatt berichtet, das Kartellamt strebe einen Vergleich an.

Gaspreis im Sinkflug

Der Versorger Eon hatte sich schon Anfang Oktober mit der Behörde auf eine Rückerstattung an seine Kunden geeinigt und senkt zudem seine Gaspreise zum Jahresanfang. Die Bonner Behörde wollte die mögliche Einigung mit RWE nicht bestätigen. "Wir beenden einen Großteil der Fälle", sagte eine Sprecherin des Bundeskartellamts. Auf welche Weise dies geschieht, sagte sie nicht. Auch RWE gab auf Anfrage von sueddeutsche.de keinen Kommentar ab.

RWE ist offenbar nicht der einzige Energieanbieter, der einen langen Streit mit dem Kartellamt scheut. Alle betroffenen Gasfirmen hätten sich auf Kompromisse mit der Behörde eingelassen, erfuhr die FTD.

Im Fall von RWE sind die Konzern-Beteiligungen RWE Westfalen-Weser-Ems, Süwag, Mitgas und Rhenag betroffen. Teilweise bekommen deren Kunden dem Bericht zufolge rückwirkend Geld gutgeschrieben, in anderen Fällen werden die Gaspreise stärker gesenkt als angekündigt.

Möglicherweise ist den Firmen die Entscheidung nicht schwer gefallen. Denn in den vergangenen sechs Monaten ist der Ölpreis um etwa zwei Drittel gesunken. Der Gaspreis ist an den Rohölpreis gebunden: Steigt der Ölpreis, wird wenig später auch das Gas teurer. Nun allerdings ist das umgekehrte Phänomen zu beobachten: Die betroffenen Versorger würden ihre Preise also in eine Situation senken, in der Gas ohnehin deutlich günstiger wird, hieß es.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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