Online-Versandhändler:Jeff Bezos tritt als Vorstandschef von Amazon zurück

Lesezeit: 1 min

Bezos hatte Amazon 1994 gegründet und damit die Grundlage für das heutige Welt-Unternehmen gelegt. (Foto: JOSHUA ROBERTS/REUTERS)

Der zweitreichste Mann der Welt gibt die Leitung des operativen Geschäfts ab. Dennoch wird er weiter Einfluss auf die Geschicke Amazons haben.

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon leitet einen Wechsel an seiner Konzernspitze ein. Unternehmensgründer Jeff Bezos wird den Vorstandsvorsitz im dritten Quartal 2021 an Andy Jassy abgeben, den Leiter des boomenden Cloud-Geschäfts. Das teilte Amazon am Dienstag nach US-Börsenschluss in Seattle mit. Zugleich legte das Unternehmen Zahlen für das vierte Quartal und das vergangene Geschäftsjahr vor, die die Markterwartungen weit übertrafen.

Bezos dürfte danach aber als geschäftsführender Vorsitzender des dem Vorstand übergeordneten Verwaltungsrats weiterhin großen Einfluss ausüben. "Derzeit ist Amazon so erfinderisch wie nie zuvor, weswegen dies die optimale Zeit für den Wechsel ist", begründete er seinen Entschluss. "Ich hatte nie mehr Energie, es geht hier nicht um den Ruhestand." Künftig werde er sich auf seine Stiftungen, den SpaceX-Konkurrenten Blue Origin, die Tageszeitung Washington Post sowie seine anderen Leidenschaften konzentrieren.

Der 57-jährige Top-Manager gründete Amazon 1994 und baute das Unternehmen vom Online-Buchladen zum Billionen-Konzern auf. Mit einem geschätzten Vermögen von 188 Milliarden Dollar (155,4 Milliarden Euro) ist Bezos derzeit dem "Bloomberg Billionaires Index" zufolge der zweitreichste Mensch der Welt. Noch reicher als Bezos mit derzeit knapp 190 Milliarden Dollar Vermögen ist Elon Musk, der von einem Höhenflug der Aktie des von ihm gegründeten Elektroauto-Herstellers Tesla profitiert.

In den drei Monaten bis Ende Dezember knackte Amazon beim Umsatz dank des Bestell-Booms in der Corona-Krise und eines starken Weihnachtsgeschäfts erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legten die Erlöse um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden Dollar zu. Den Nettogewinn konnte Amazon auf 7,2 Milliarden Dollar (6,0 Milliarden Euro) mehr als verdoppeln.

Im Geschäftsjahr 2020 verdiente der Konzern 21,3 Milliarden Dollar, was einem Anstieg um 84 Prozent und einer neuen Bestmarke entspricht. Der Online-Gigant profitierte abermals stark von seinem Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet.

Die vom zukünftigen Vorstandschef Jassy geführte AWS-Plattform, die von vielen Unternehmen und Apps genutzt wird, erhöhte den Quartalsumsatz um 28 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar und blieb damit etwas unter den Erwartungen. Das Betriebsergebnis kletterte derweil um 37 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar, woran klar zu erkennen ist, was für ein attraktiver Gewinnbringer Amazons Cloud-Flaggschiff weiterhin ist.

© SZ/rtr/dpa/bix - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAmazon und Corona
:Im Nebel der Zahlen

Die Gewerkschaft Verdi hält zwei Logistikzentren des Versandhändlers Amazon für Corona-Hotspots. Der Konzern dementiert - kämpft in den USA aber mit ähnlichen Vorwürfen.

Von Claus Hulverscheidt, Michael Kläsgen und Benedikt Müller-Arnold

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: