Japanischer Konzern plant Ende der Verflechtung:Suzuki reicht Scheidung von VW ein

Lesezeit: 2 min

Szenen einer Firmen-Ehe: Anfangs schien es wie die perfekte Symbiose, Nachwuchs in Form eines gemeinsamen Kleinwagens war geplant. Doch zwischen VW und Suzuki schwelt seit längerem Streit. Die Japaner sollen bei Fiat fremdgegangen sein. Jetzt wollen sie weg von VW und die enge Verflechtung zwischen den Konzernen lösen. Doch die Wolfsburger haben ganz andere Pläne.

Frederik Obermaier

Es ist der vorläufige Höhepunkt in der Krise einer deutsch-japanischen Unternehmensehe: Suzuki will seine Partnerschaft mit Volkswagen (VW) beenden, verkündete der japanische Autobauer in einer Mitteilung an die Börse in Tokio. Die Unternehmensführung habe entschieden, die "finanziellen Verbindungen mit Volkswagen zu beenden". Ob sich allerdings Suzuki ohne weiteres von seinem Großaktionär lösen kann, ist bisher noch unklar.

Suzuki will seine Kapitalverflechtung mit Volkswagen lösen - doch der deutsche Autobauer weigert sich. (Foto: dpa)

Suzuki-Chef Osamu Suzuki bot VW an, die von den Deutschen gehaltenen Aktien zurückzukaufen. VW besitzt knapp 20 Prozent an Suzuki - und macht keine Anstalten, auszusteigen. "Wir halten an dem Anteil an Suzuki fest und sind weiterhin an der Kooperation interessiert", sagte ein Sprecher in Wolfsburg.

VW hatte sich Ende 2009, also in der tiefsten Krise der Autoindustrie, mit 1,7 Milliarden Euro bei Suzuki eingekauft. Von der Ehe der Automobil-Riesen wollten beide Seiten profitieren: VW wollte Mit Hilfe Suzukis den indischen Kleinwagenmarkt erobern und so zum weltgrößten Autohersteller aufsteigen. Suzuki wiederum wollte über eine 1,5 Prozent Beteiligung von der Expertise VWs im Motorenbau profitieren. Es schien wie die perfekte Ehe. Sogar von einem gemeinsamen Kleinwagen-Modell war schon die Rede.

Die Streitereien, die jetzt zwischen VW und Suzuki eskalierten, begannen jedoch bereits nach wenigen Monaten. Von "großen kulturellen Unterschieden" war die Rede, weder VW noch Suzuki seien bereit, Betriebsgeheimisse preiszugeben. Im ersten Halbjahresbericht 2011 von VW hieß es, die Kooperation entwickle sich "langsamer als erwartet". Wie Toyota und Honda hatte Suzuki unter den Folgen des Tsunamis und des folgenden Atomunfalls von Fukushima zu kämpfen. Der Gewinn sank um mehrere Millionen Euro - und die Firmenehe zeigte erste Risse. "Wir können nicht zusammenarbeiten, solange wir keine gleichen Partner sind", sagte Suzuki-Vizepräsident Yasuhito Harayama im Juli.

Eine Trennung wäre für VW ein herber Rückschlag

Zu groß schienen die Unterschiede zwischen dem Weltkonzern VW und dem familiengeführten Traditionsunternehmen Suzuki. Am Sonntag warf VW dem japanischen Autobauer schließlich vor, fremdzugehen. Suzuki habe Dieselmotoren beim VW-Rivalen Fiat gekauft und damit den Kooperationsvertrag von 2009 gebrochen, kritisierte VW. Das deutsche Unternehmen räumte Suzuki eine mehrwöchige Frist ein, um den Sachverhalt zu korrigieren.

Sollte die Kooperation eingestellt werden, wäre dies für VW ein herber Rückschlag. Noch immer ist der Konzern aus Wolfsburg auf dem indischen Wachstumsmarkt kaum vertreten. Der Marktanteil auf dem Subkontinent beträgt lediglich rund zwei Prozent,von Suzuki und dem Tochterunternehmen Maruti hingegen stammt jedes zweite Kompaktauto in Indien. Scheitert nun die Partnerschaft, wäre auch der Versuch von VW, in Indien Fuß zu fassen, vorerst gescheitert. Das erklärte Ziel, Toyota und General Motors bis 2018 zu überholen und Weltmarktführer zu werden, würde in weite Ferne rücken.

Entsprechend wütend klangen bei VW die erste Reaktionen auf die Nachrichten aus Japan. Eine Partnerschaft wie sie die beiden Automobilfirmen eingegangen sind könne man nicht einfach einseitig aufkündigen, hieß es in Wolfsburg. "Aus unserer Sicht macht es Sinn, weiterzumachen", sagte ein VW-Sprecher. Experten bezweifeln allerdings, dass eine weitere Zusammenarbeit überhaupt noch möglich ist. Die Autoexperten der Bank UniCredit erwarten daher, dass sich VW mittelfristig von seinem Aktienpaket trennen wird. Andere Experten halten es auch für möglich, dass VW eine feindliche Übernahme von Suzuki plant.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa/Reuters/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

VW Up!
:Baby-Boom

Was der VW Beetle nicht mehr ist, könnte der Up! in Zukunft werden: Ein günstiges Auto für jedermann. Der City-Hüpfer bekommt ein mobiles Infotainment-System, eine automatische Notbremsfunktion und ein eigenes Finanzierungsmodell für den kleinen Geldbeutel.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: