Luftfahrt:Reederei MSC und Lufthansa wollen bei Alitalia-Nachfolgerin einsteigen

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Es war im Oktober 2021, als über Nacht die 74 Jahre andauernde Geschichte der Alitalia zu Ende ging. Die neue Fluglinie heißt ITA Airways - und die könnte bald übernommen werden. (Foto: ITA Airways/Reuters)

Die neue italienische Fluggesellschaft ITA Airways sucht einen neuen Investor. Mit MSC scheint sie ihn gefunden zu haben.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Reederei MSC Mediterranean Shipping Company hat ihr Interesse an einem Mehrheitsanteil an der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways bestätigt und will auch die Lufthansa mit an Bord des Konsortiums bringen. Das Unternehmen teilte am Montag Abend mit, man habe gemeinsam mit Lufthansa einen Zeitraum von drei Monaten für exklusive Verhandlungen mit ITA erbeten. Lufthansa wird dem Vernehmen nach zunächst selbst keine Anteile an ITA kaufen, sondern als kommerzieller und strategischer Partner agieren.

ITA hat erst Mitte Oktober 2021 als Nachfolgerin der insolventen Alitalia den Flugbetrieb aufgenommen. Sie befindet sich derzeit vollständig in staatlichem Besitz und baut ihre Flotte und Streckennetz auf der Basis eines von der Europäischen Kommission genehmigten staatlichen Finanzierungspakets auf. ITA-Chef Alfredo Altavilla hatte allerdings immer wieder betont, dass die Airline Partner bräuchte, die Anteile übernehmen. Der Verkauf der Airline solle bis Mitte 2022 beschlossen sein. Altavilla will die künftige Unternehmensstrategie in der kommenden Woche dem Aufsichtsrat und der Öffentlichkeit präsentieren.

Lufthansa wurde über viele Jahre als möglicher Investor für die alte Alitalia genannt. Sie hatte aber harte Sanierungsschritte als Voraussetzung für einen Einstieg genannt, die das alte Management und der italienische Staat immer abgelehnt hatten. Im Zuge der Coronavirus-Pandemie beschloss Italien dann, Alitalia nach verlustreichen Jahrzehnten doch abzuwickeln und in eine neue Airline zu investieren.

Im Falle ITA hat Lufthansa vom Start weg betont, sie sei zu einer kommerziellen Zusammenarbeit bereit. Offenbar soll es nun im Rahmen der Vereinbarung mit MSC zumindest zunächst dabei bleiben. In Branchenkreisen heißt es aber, ein Einstieg als Anteilseigner sei in einem späteren Schritt nun doch denkbar.

Italien ist für Lufthansa einer der wichtigsten Märkte. Sie hat ein enges Netz von Zubringerflügen aufgebaut, in dem sie zahlreiche Passagiere vor allem aus Norditalien über die Drehkreuze in München und Frankfurt umsteigen lässt. Zum Lufthansa-Konzern gehören bereits Swiss, Austrian und Brussels Airlines.

ITA ist nur ungefähr halb so groß wie die alte Alitalia und startet unter denkbar schwierigen Bedingungen, nicht nur wegen der Pandemie. Die europäischen Kurzstrecken dominieren längst die Billigfluggesellschaften, allen voran Ryanair, für die nur sehr eingeschränkt möglichen Langstrecken setzt ITA derzeit nur fünf Flugzeuge ein. Zuletzt bestellte die Airline allerdings 28 Maschinen bei Airbus, ein Auftrag, der nur den Beginn eines starken Wachstums über die kommenden Jahre markieren soll.

MSC ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Containerschifffahrt, ist aber auch bei Kreuzfahrten aktiv. Das Unternehmen wurde 1970 von dem italienischen Seemann Gianluigi Aponte gegründet und ist bis heute in Familienbesitz. Der Firmensitz befindet sich seit 1978 in Genf, wo auch die Familie Aponte wohnt.

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