IT-Industrie:Kinder-Yoga und Matheunterricht

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Es gibt einige wenige weibliche Topmanagerinnen, doch in Wahrheit fehlen in der Computerindustrie die Frauen.

Von Kathrin Werner

Ginni Rometty, Marissa Mayer, Meg Whitman, Sheryl Sandberg - es gibt sie, die Vorzeigefrauen in mächtigen Positionen in der Technologie-Branche. Aber die Prominenz der Chefinnen von IBM, von Yahoo, Hewlett-Packard und der Facebook-Vorständin täuschen hinweg über eine Tatsache, die sich seit Jahrzehnten nicht verbessert - ganz im Gegenteil: Der Computerindustrie fehlen Frauen.

Laut dem National Center for Women & IT sind nur 26 Prozent der Mitarbeiter in der amerikanischen IT-Branche Frauen, den höchsten Informatikerposten des Chief Information Officers hält nur in sechs Prozent der US-Unternehmen eine Frau. In Deutschland sehen die Zahlen noch schlechter aus: Laut dem Branchenverband Bitkom liegt der Frauenanteil in Unternehmen der Informationstechnologie und Telekommunikation bei nur rund 15 Prozent.

IBM ist zwar ein Vorzeigebeispiel mit Ginni Rometty als einer der wenigen Vorstandschefinnen, allerdings kommt auch der Konzern nur auf 29 Prozent Frauen in der Belegschaft und 25 Prozent in Führungsjobs. Die Organisation Working Mother wählt den Konzern trotzdem seit drei Jahrzehnten jedes Jahr in die Liste der besten zehn Arbeitgeber für Frauen. Schon 1935 hat IBM 25 College-Absolventinnen angeworben, die ersten höher qualifizierten Frauen im Unternehmen. "Männer und Frauen werden für gleiches Geld die gleiche Arbeit verrichten. Sie werden gleich behandelt, die gleiche Verantwortung übernehmen und die gleichen Entwicklungschancen erhalten", schrieb der damalige Unternehmenschef Thomas Watson. 1943 wurde die erste Frau Vice President, eine hohe Management-Position. IBM hat allerlei Frauenförderprogramme gestartet. Aber das Problem beginnt schon während der Schule und des Studiums und verschärft sich sogar noch: Laut dem Konzern sind heute nur zwölf Prozent aller amerikanischen Informatik-Absolventen Frauen, 1984 waren es noch 37 Prozent.

Die Arbeitgeber überschlagen sich inzwischen mit allerlei Extras, zum Beispiel damit, wie Mütter nach der Geburt in den Job zurückkehren. Google zahlt Müttern um die Niederkunft herum ihr Gehalt trotz Abwesenheit 18 Wochen lang weiter, Facebook 17 Wochen, IBM 14 Wochen für Mütter und sechs für Väter oder Adoptiveltern. Die meisten Unternehmen haben Angebote für Väter, allerdings oft kürzere Zeiten. Bei Vodafone können Mütter ein halbes Jahr Teilzeit arbeiten, bei vollem Lohn. Einige Firmen wie Cisco haben Betriebskindergärten (inklusive Kinder-Yoga und Matheunterricht), andere zahlen die Kinderbetreuung in Kitas nahe den Büros. Apple und Facebook bieten Mitarbeiterinnen sogar an, die Kosten für das Einfrieren von Eizellen zu tragen - gut 20 000 Dollar pro Eingriff. IBM übernimmt den Transport von abgepumpter Muttermilch nach Hause zum Säugling, wenn die Mutter gerade auf Dienstreise ist.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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