Investoren meutern gegen Kreditinstitute:Wut auf die Deutsche Bank

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Barclays, Citigroup und nun auch Deutschlands größtes Geldhaus: Die Anteilseigner vieler Banken rebellieren gegen überzogene Vorstandsgehälter und chaotische Unternehmensführung. Aktionäre der Deutschen Bank wollen nun den Aufsichtsrat des Instituts abstrafen.

Wer Anteile in Form von Aktien an einem Unternehmen hält, ist naturgemäß an Prosperität und gutem Image der jeweiligen Firma interessiert. Das hieß in der Vergangenheit allerdings nicht immer, dass sich die Anleger auch aktiv für ihre Interessen einsetzten oder gar gegen die Unternehmensführung aufbegehrten, wenn sie mit deren Kurs nicht einverstanden waren. Das ändert sich derzeit: Die Widerstandskämpfer unter den Aktionären werden mehr - der Druck auf Vorstände und Aufsichtsräte wächst.

So zum Beispiel bei der Deutschen Bank, wo eine vergleichsweise kleine Gruppe von Anteilseignern für großen Ärger auf der Hauptversammlung am 31. Mai sorgen will. Der Londoner Investorenberater Hermes möchte den Aufsichtsrat und vor allem dessen Chef Clemens Börsig für die jüngsten Querelen bei Deutschlands größter Bank abstrafen, wie die Financial Times Deutschland berichtet. "Was bei der Deutschen Bank zuletzt an Missmanagement bei der Besetzung von Spitzenposten zutage getreten ist, ist im internationalen Vergleich einmalig", sagte der Hermes-Manager Hans-Christoph Hirt der FTD.

Hirt vertritt zwar zahlreiche Großinvestoren mit einem Aktienvermögen von etwa 115 Milliarden Euro - doch halten diese gerade einmal Anteile von 0,5 Prozent an der Deutschen Bank. Sie wollen die Mitaktionäre dazu bewegen, den Aufsichtsräten der Bank auf der Hauptversammlung die Entlastung zu verweigern. Selbst ein Erfolg würde zwar keine konkreten Konsequenzen nach sich ziehen, die angelsächsischen Investoren wollen mit der Aktion jedoch deutlich machen, dass sie mit dem aktuellen Kurs der Bank nicht einverstanden sind.

Die Anleger befürworten die geplante Doppelspitze bestehend aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen, doch kritisieren sie die internen Streitigkeiten bei der Suche nach einem Nachfolger für Noch-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Durch den "mangelhaften Prozess zur Regelung der Nachfolge" hätte die Bank Schaden genommen, heißt es in der Begründung des Antrags, der der FTD vorliegt. Auch mit der Unternehmenskultur haben die Investoren Probleme: Hirt geht dabei auf eine "Liste anhängiger Rechtsstreitigkeiten" ein und kritisiert die Häufigkeit "aus ethischen und ökologischen Gründen angreifbarer Geschäftsaktivitäten".

Anleger rebellieren gegen überzogene Vorstandsgehälter

Auch die Vergütung der Vorstände steht im Fokus der Kritik. 6,3 Millionen Euro hat Ackermann 2011 kassiert. Nach seinem Abtritt Ende Mai erhält er bis 2015 weitere 9,4 Millionen Euro an Boni und Aktien. Nachfolger Jain verdiente als Chef des Investmenbankings sogar 9,8 Millionen Euro. Fitschen, sein künftiger Partner an der Spitze der Bank, erhielt 4,2 Millionen Euro.

Kritik an überzogenen Vorstandsgehältern wurde zuletzt schon bei den Aktionären anderer Banken laut. Die Bezüge für Barclays-Chef Bob Diamond sorgten für derart große Empörung, dass die britische Großbank sein großzügiges Salär (knapp 17 Millionen Pfund zuzüglich 5,7 Millionen für die Begleichung von Steuerschulden) nachträglich an Bedingungen knüpfte. Zuvor hatten schon die Anteilseigner der Citigroup dem Vergütungsplan für den Vorstand der amerikanischen Bank die Zustimmung verweigert.

Auch beim Schweizer Institut Credit Suisse gibt es Streit um die Boni für Manager. Die einflussreiche Schweizer Pensionskassen-Stiftung Ethos rief die Aktionäre der Bank dazu auf, den Vergütungsbericht auf der Generalversammlung am Freitag abzulehnen. Zuvor war Ethos auch schon bei der UBS zu einem solchen Urteil gekommen. Die Stiftung selbst hält zwar nur wenig Anteile an den jeweiligen Banken, in der Vergangenheit schlossen sich aber meist viele Anleger den Empfehlungen von Ethos an.

Deutsche Bank spürt Druck aus London

Auch wenn das Aufbegehren der Aktionäre für den aktuellen Deutsche-Bank-Aufsichtsratsvorsitzenden Börsig keine Folgen hat, soll ein Signal an dessen Nachfolger Paul Achleitner gesendet werden, der Börsigs Posten Ende Mai übernehmen soll. Eine Nichtentlastung wäre ein Mandat an Achleitner für eine stärkere Kontrolle des Vorstands in der Zukunft, glaubt Hirt.

Trotz des geringen Aktienanteils der involvierten Investoren ist die Deutsche Bank am Vertrauen der englischen Anteilseigner interessiert. Der Aktienkurs des Instituts ist in den letzten zwölf Monaten ohnehin schon um fast ein Fünftel seines Wertes eingebrochen - wenn die Papiere in London, wo ein Großteil der Investoren sitzt, weiter an Beliebtheit verlieren, drohen weitere Einbußen.

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