Immobilien:Der Ansturm ist längst vorbei

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Es wäre nicht nur falsch, Ausländer vom deutschen Immobilienmarkt auszuschließen - es würde auch nichts bringen. In den vergangenen Jahren haben sie Wohnungen und Häuser ohnehin eher ver- als gekauft, zeigen die Zahlen.

Von Stephan Radomsky

Raum, vor allem Wohnraum, wird in den Großstädten zunehmend zum Luxusgut. Die Preise für Häuser und Wohnungen haben drastisch angezogen, allein im vergangenen Jahr deutschlandweit um sieben Prozent; in Berlin, wo die Preise am stärksten stiegen, sogar um mehr als 15 Prozent. Deshalb hat sich der Regierende Oberbürgermeister der Hauptstadt, Michael Müller (SPD), etwas überlegt: "Der Finanzsenator erarbeitet gerade Vorschläge, wie man Spekulation mit Wohnraum verhindern kann", sagte er kürzlich der FAZ. Dazu gehöre auch, dass bestehende Immobilien nicht mehr an Ausländer verkauft werden dürften. Neuseeland macht's vor.

In den Ohren wohnungsnotgeplagter Großstädter klingt das wie Musik. Mehr als schöner Klang sind Müllers Worte allerdings wirklich nicht. Denn solch ein Verbot würde - ganz abgesehen von all den juristischen Problemen, die es mit sich brächte - kaum etwas am Problem ändern.

Denn unter dem Strich kauften Ausländer zuletzt mehrheitlich keine Häuser und Grundstücke in Deutschland mehr, sie verkauften eher. Das zeigen Daten der Bundesbank, die der SZ vorliegen. Demnach flossen vergangenes Jahr zwar 2,505 Milliarden Euro aus dem Ausland in den hiesigen Immobilienmarkt, gleichzeitig flossen aber 2,558 Milliarden Euro ab - die Verkäufe überwogen also um 53 Millionen Euro. Und auch für die fünf Jahre von 2013 bis 2017 ist die Bilanz negativ: Es wurden Häuser und Grundstücke für insgesamt 309 Millionen Euro mehr ver- als gekauft.

Freilich verraten allein die Kapitalflüsse nicht, wo und in welche Objekte investiert wurde, ob in Gewerbe- oder Wohnimmobilien. Wie viel Prozent der Wohnungen in ausländischem Besitz sind, wird aber nicht erfasst, weder beim Statistischen Bundesamt, noch in der Berliner Senatsverwaltung oder beim Immobilienverband IVD. Es wäre auch aussichtslos: Ein ausländischer Investor müsste nur eine deutsche Firma gründen, diese könnte dann Häuser kaufen, fiele aber aus der Zählung.

Die Jahre, als ausländische Investoren wirklich im großen Stil in den deutschen Markt einstiegen, liegen übrigens weiter zurück, vor der Finanzkrise: 2006 und 2007 flossen laut Bundesbank netto insgesamt fast 15 Milliarden Euro in hiesige Immobilien. Berlin war damals "arm, aber sexy", wie es Müllers Vorgänger Klaus Wowereit formulierte - und die Stadt froh, wenn alte Kästen mit ausländischem Geld aufgemöbelt wurden.

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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