Immobilienmarkt:Makler: Immobilien-Preisverfall trifft Frankfurt besonders

Lesezeit: 2 min

Blick auf die Skyline von Frankfurt. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Nach mehr als zehn Jahren Immobilienboom hatten die Preise für Wohnungen und Häuser in Frankfurt ein schwindelerregendes Niveau erreicht. Nun fallen die Rückgänge laut Analysen größer aus als in anderen deutschen Großstädten. Das hat mehrere Gründe.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Frankfurt/Main (dpa) - Auf den langen Boom bei Frankfurter Immobilien folgen spürbare Preisrückgänge: Nach Einschätzung von Maklern und Finanzierern ist Hessens größte Stadt von der Wende am Immobilienmarkt infolge der gestiegenen Zinsen besonders betroffen.

So beobachtet der Immobilienmakler Von Poll unter den größten deutschen Städten den stärksten Preisrückgang in Frankfurt - wenn auch von einer hohen Ausgangsbasis kommend. Ähnlich wie München habe Frankfurt ein sehr hohes Preisniveau bei Wohnimmobilien, sagt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei Von Poll. „Nun müssen Kaufinteressenten aufgrund der gestiegenen Hypothekenzinsen neu kalkulieren - sie warten ab und verhandeln mehr.“ Das beeinflusse die prozentuale Preisentwicklung stärker als etwa in Berlin.

Zudem sei der Markt für Wohnhochhäuser, die in Frankfurt besonders vertreten sind, schwieriger geworden, sagt Ritter. Die Risiken und gestiegenen Wohnnebenkosten seien für Investoren und Kaufinteressenten schwer kalkulierbar. Derzeit kämen mehr Wohnungen aus Wohnhochhäusern auf den Immobilienmarkt.

Ähnlich äußert sich der Großmakler Jones Lang LaSalle (JLL). „Auch nach unseren Analysen sind die Kaufpreise von Eigentumswohnungen im ersten Quartal in Frankfurt im Vergleich zu den anderen Top-7-Städten im Jahresvergleich am deutlichsten zurückgegangen.“ Jedoch sei der Abschlag bei den Angebotspreisen nur geringfügig größer als in München und Düsseldorf. Wegen der spürbar gesunkenen Neubauzahlen könnten andere Faktoren die Preise stärker beeinflussen als sonst: „Zum Beispiel, dass die internationalen Käufer, die in Frankfurt traditionell besonders aktiv sind, sich derzeit zurückhalten.“ In der Stadt seien Kapitalanleger relativ stark vertreten, so dass sich die Abkühlung am Transaktionsmarkt hier besonders auswirke, erklärt JLL.

Im ersten Quartal waren die Preise für Wohnimmobilien in Frankfurt laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) um 6,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum gefallen - mehr als in Hamburg, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und München mit Abschlägen zwischen 2,3 und 3,8 Prozent. In Berlin stiegen die Preise leicht. Schon vierten Quartal hatte es in Frankfurt einen überdurchschnittlichen Preisrückgang gegeben, so der vdp, der die wichtigsten Immobilienfinanzier Deutschlands vertritt.

Und der Immobilienspezialist CBRE berichtete jüngst, dass der Immobilieninvestmentmarkt in Frankfurt im ersten Quartal um 92 Prozent auf ein Volumen von 201 Millionen eingebrochen ist. Das sei das schwächste Ergebnis unter den deutschen Top-5-Standorten.

„Frankfurt war im Vergleich zu anderen Städten lange Zeit unterbewertet, was Immobilienpreise anging“, meint Till-Fabian Zalewski, Chef beim Makler Engel & Völkers für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz. Dies habe sich zwischen 2014 und 2021 geändert. Für den jüngsten Rückgang von Preisspitzen aus seien vor allem Privatkäufer verantwortlich, die wegen des Zinsanstiegs abwarteten. Wohnimmobilien in Großstädten blieben aber begehrt.

© dpa-infocom, dpa:230524-99-804402/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: