IG Metall:Proteste gegen geplanten Stellenabbau bei Siemens

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  • Die Pläne von Siemens, in Deutschland rund 6900 Stellen abzubauen, stoßen bei Beschäftigten und Gewerkschaft auf große Kritik.
  • Bereits am Donnerstag haben in Leipzig etwa 300 Mitarbeiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert.
  • Für heute sind weitere Proteste in Berlin und Offenbach geplant.

Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaft protestieren gegen den von Siemens geplanten Abbau Tausender Arbeitsplätze. Schon nach der Verkündung der umstrittenen Pläne am Donnerstag gab es erste Protestaktionen, weitere sind geplant.

Der Konzern will wegen der Probleme in seiner Kraftwerks- und in der Antriebssparte insgesamt rund 6900 Arbeitsplätze streichen. Noch haben dort allein in Deutschland 16  000 Menschen einen Job: in Mülheim, Offenbach, Erlangen, Berlin, Leipzig, Essen, Duisburg, Erfurt und Görlitz. Am Standort Mülheim an der Ruhr sollen 640 Stellen wegfallen. Die Turbinen-Werke in Görlitz und Leipzig mit insgesamt 920 Stellen sollen geschlossen und das Werk in Erfurt möglicherweise verkauft werden. In Berlin wären 870 Stellen von der Kürzung betroffen.

Die IG Metall kündigte an, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Dass der Stellenabbau in eine Zeit fällt, in der Siemens Milliarden-Gewinne macht, stößt hier auf Unverständnis. IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner nannte die Pläne "völlig inakzeptabel". Die Siemens-Personalchefin Janina Kugel sprach von einem "ernsthaften Zerwürfnis", sollte es tatsächlich zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Auch der SPD-Bundesvorsitzende Martin Schulz kritisierte das Vorgehen von Siemens. In Bezug auf den Stellenabbau sprach er am Freitag von "Milliardengewinne für die einen, aber die Arbeitslosigkeit für die anderen."

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Einige Gewerkschaftler werfen Siemens-Chef Joe Kaeser Vertragsbruch vor: "Die seit zehn Jahren geltende Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung, die Kündigungen und Standortschließungen ausschließt, wird von Siemens mit Füßen getreten", sagte der IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel. "Wir fordern Herrn Kaeser auf, die Pläne für Schließungen und Stellenabbau zurückzunehmen."

Die Beschäftigten des Siemens-Dynamowerks in Berlin wollen am Freitag für den Erhalt ihres Standorts und ihrer Arbeitsplätze protestieren. Vor dem Verwaltungsgebäude in der Nonnendammallee ist um zehn Uhr eine Kundgebung geplant. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte in der RBB-"Abendschau": "Wir werden ausloten, was wir tun können für die Standorte in Ostdeutschland, aber vor allem in Berlin." Man werde alles Mögliche tun, damit so wenig Arbeitsplätze wie möglich abgebaut würden.

Auch im hessischen Offenbach hat die Gewerkschaft für heute Demonstrationen angekündigt. "Für uns ist klar, dass Offenbach dichtgemacht werden soll", erklärte Marita Weber, Sprecherin der IG Metall. Dagegen werde man entschlossen Widerstand leisten und Alternativen entwickeln.

Für den 23. November plant die IG Metall eine Demonstration in Berlin mit 300 Mitarbeitern des Turbinenwerks. In Leipzig hatten am Donnerstag schon vor Bekanntwerden der Kürzungspläne 300 Mitarbeiter für den Erhalt ihres Arbeitsplatzes demonstriert, wie die Gewerkschaft mitteilte. Am Abend versammelten sich mehrere Dutzend Angestellte vor dem Görlitzer Werk zu einer Art Mahnwache.

© SZ.de/afp/dpa/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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