IG Metall:Kompromiss unter Zeitdruck

Nach der Einigung in der Debatte um die Altersteilzeit fühlen sich Arbeitgeber und IG Metall als Sieger. Doch die Ruhe ist trügerisch. Denn der nächste Streit kommt.

Detlef Esslinger

Geschafft. Gerade noch so. Am Montag beginnt in der Metall- und Elektro-Industrie die Lohnrunde 2008. Und so wollten Arbeitgeber und Gewerkschafter um Himmels willen verhindern, dass sie bis dahin ihren Streit um die Altersteilzeit immer noch nicht beigelegt haben.

Demonstranten in Sindelfingen: Die Tarifparteien haben einen Kompromiss für die Debatte um die Altersteilzeit gefunden. (Foto: Foto: dpa)

Beide wollten es vermeiden, in dieser hemdsärmeligen Branche zwei Konflikte auf einmal auszutragen. Den Arbeitgebern war das Risiko zu hoch, dass die IG Metall in diesem Fall auf ihre Forderungen noch etwas draufsatteln würde. Und die Gewerkschafter wollten auf keinen Fall Erfolge bei einem Thema mit Zugeständnissen beim anderen bezahlen müssen.

Zwei Sieger

Das Ergebnis ist solides Tarifhandwerk. Es ist ein Kompromiss, den die Fachleute beider Seiten im Stillen, über die Ferien hinweg, ausgearbeitet haben. Jeder kann nun mit gutem Gewissen behaupten, gewonnen zu haben: Die Arbeitgeber haben durchgesetzt, dass künftig nicht mehr so viele Beschäftigte wie bisher in Altersteilzeit gehen können. Etwa, weil sie einfach nicht mehr arbeiten wollten. Die Gewerkschafter können für sich reklamieren, dass es im Gegenzug mehr Geld gibt für diejenigen, die die Altersteilzeit in Anspruch nehmen.

Na ja, fast können sie dies. Die Altersteilzeit muss ja auch bezahlt werden, wenn sich die Bundesagentur für Arbeit von 2010 an nicht mehr daran beteiligt. Vereinbart wurde, dass die Gewerkschaft zur Finanzierung künftig bei Lohnverhandlungen jeweils "auf 0,4 Prozent" Lohnplus verzichtet. Das ist eine Formel von grandioser Schwammigkeit. 0,4 Prozent auf der Basis von was: der ursprünglichen Forderung? Des erzielten Ergebnisses? Darüber wird sich noch wunderbar streiten lassen. Gleich von nächster Woche an.

© SZ vom 04.09.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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