Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli unerwartet deutlich eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 112,9 Punkte von 114,5 Zählern im Vormonat. Das ist der schlechteste Wert seit Oktober 2010, teilte das Münchner Ifo-Institut mit.
Analysten hatten lediglich mit einem Minus auf 113,8 Punkte gerechnet. "Wenngleich die Geschäftserwartungen nach unten weisen, sonnt sich die deutsche Wirtschaft noch immer in einem Sommerhoch", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zu der Umfrage unter 7000 Managern. Ein abruptes Ende des Aufschwungs ist dem renommierten Institut zufolge aber nicht zu befürchten. "Die deutsche Wirtschaft ist trotz aller Turbulenzen um uns herum auf einem guten Weg zu einer sanften Landung", sagte Ifo-Experte Klaus Abberger. "Es wird etwas verhaltener, aber die Situation ist weiterhin sehr gut."
Besonders die exportabhängige Industrie stellt sich wegen des schwächeren Weltkonjunktur auf ein langsameres Wachstum ein. "Die Exporterwartungen sind doch deutlich nach unten korrigiert worden", sagte Abberger. Aus den USA, China und der Euro-Zone waren zuletzt schwache Konjunktursignale gekommen. Dennoch seien die Industriebetriebe sehr gut ausgelastet und wollten neues Personal einstellen. Auch bei den Dienstleistern und im Handel trübte sich die Stimmung ein, nur in der Baubranche hellte sie sich auf.
Finanzministerium: Aufschwung verlangsamt sich
Auch das Bundesfinanzministerium sagt voraus, dass der Aufschwung an Kraft verliert. "Insbesondere in der Industrie zeigt sich dabei eine Abstufung im Expansionstempo", schrieb es in seinem Monatsbericht (PDF-Datei). Die Frühindikatoren deuteten darauf hin, dass im weiteren Jahresverlauf mit weniger Wachstum zu rechnen sei.