Hypo-Vereinsbank:Nördlich von Gut und Böse

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Kundenberatung per Video: Die Hypo-Vereinsbank schließt jede zweite Filiale. Was bleibt, wird modernisiert. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Institut steckt in einem radikalen Umbau. Offenbar reicht das noch nicht.

Von Harald Freiberger und Stephan Radomsky, München

Es sind unschöne Gerüchte, die aus Italien nach München wabern: Die Großbank Unicredit plane im Herbst einen verschärften Sparkurs, der sich auch auf ihre Tochter Hypo-Vereinsbank (HVB) auswirken dürfte, hieß es in den vergangenen Tagen. Dabei steckt das Münchner Institut bereits mitten im radikalsten Umbauprogramm, das es in der deutschen Bankenbranche derzeit gibt: Bis Jahresende fällt jede zweite der ursprünglich 600 Filialen weg, dazu 1300 Arbeitsplätze. Allein im ersten Halbjahr schrumpfte die Zahl der Mitarbeiter um 1100 auf 16 900. Und jetzt soll es noch schlimmer kommen?

Am Donnerstag präsentierte HVB-Chef Theodor Weimer in einer Telefonkonferenz die Zahlen für das zweite Quartal, und er konnte die Unruhe in seinem Institut nicht ganz ausräumen. Zwar nannte er keine neuen Zahlen, er dementierte aber auch nicht, dass der Druck vonseiten der italienischen Mutter steigt. "Kostenmanagement wird für Banker zu einer Kernfähigkeit, es ist kein Beiprodukt mehr", sagte er. Die "guten, alten Zeiten", in denen die Einnahmen stets stiegen, seien vorbei. Man habe die Kosten der HVB in den vergangenen fünf Jahren schon "unglaublich hart gemanagt", dieser Weg sei "nicht zu Ende, sondern wird sich weiter beschleunigen". Grundsätzlich aber würden die Geschicke der Bank vom Vorstand in Deutschland bestimmt, "wir brauchen niemanden, der uns sagt, wie wir unser Geschäft führen, auch wenn wir eine aktive Mutter haben".

Weimer sieht die Bankenwelt in einem dramatischen Umbruch. Druck entstehe von vier Seiten: den niedrigen Zinsen, der Regulierung, den stark schwankenden Finanzmärkten und der Digitalisierung. Für ihn ist das kein vorübergehendes, sondern ein strukturelles Problem, "entsprechend richten wir uns darauf ein". Dass der Sparkurs aber schon in nächster Zeit verschärft wird, scheint eher unwahrscheinlich. "Zumindest in diesem Jahr sind über das geplante Maß hinaus keine weiteren Einschnitte mehr geplant", heißt es aus dem Aufsichtsrat der HVB. Wie es dann weitergehe, hänge von der Entwicklung auf den Märkten ab.

Was die Mutter in Italien stört, sind vor allem die hohen Kosten der Münchner Tochter, die deutlich über den eigenen oder denen der österreichischen Tochter Bank Austria liegen. Die HVB hat eine Aufwand-Ertrags-Quote von 75 Prozent, das heißt, sie gibt für jeden eingenommenen Euro 75 Cent für Gehälter und andere Kosten wieder aus. Auch Weimer ist das zu hoch, er strebt eine Quote "südlich von 70 Prozent" an.

Das zweite Quartal lief vergleichsweise gut für die HVB und machte den schlechten Jahresstart wett. Zum Halbjahr kommt das Institut auf einen stabilen Gewinn von 326 Millionen Euro, bis Ende des Jahres rechnet Weimar mit einem moderaten Rückgang im Vergleich zu 2014. Dabei hilft derzeit eine äußerst niedrige Vorsorge für faule Kredite, da die deutsche Wirtschaft gut läuft. Weimer erwartet aber, dass dies nicht so bleibt und die Rückstellungen für Kreditausfälle spätestens in zwei, drei Jahren wieder steigen werden.

Der HVB-Chef fühlt sich bei seinem Arbeitgeber derzeit so eingespannt, dass er für einen Nebenjob keine Zeit hat. Weimer war im Gespräch als Präsident des privaten Bankenverbands BdB, wenn Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen im nächsten Jahr aufhört. Doch er hat abgesagt: "Ich stehe für das Amt des Bankenverbandspräsidenten nicht zur Verfügung." Er wolle sich mit voller Kraft dem Umbau des eigenen Instituts widmen. Der Verbandsjob wird damit mehr und mehr zum Ladenhüter. "Mittelfristig ist es wohl eine gute Idee, über einen hauptamtlichen Präsidenten nachzudenken", meint Weimer.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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