Hypo Real Estate:Weg mit den Schrottpapieren

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Die Hypo Real Estate ist ihre faulen Wertpapiere los: Die verstaatlichte Immobilienbank hat fragwürdige Anlagen und Kredite im Wert von 173 Milliarden Euro in eine Bad Bank übertragen.

Guido Bohsem und Martin Hesse

Die Hypo Real Estate (HRE) hat fragwürdige Anlagen und Kredite im Wert von 173 Milliarden Euro in eine Auffanggesellschaft übertragen. Diese "Bad Bank" soll die Papiere nach Angaben der Anstalt zur Stabilisierung des Finanzmarktes, Soffin, in den kommenden zehn Jahren verkaufen. Die Soffin rechnet dabei mit einem Verlust von bis zu 3,87 Milliarden Euro.

Die HRE hat eine "Bad Bank" gegründet - die soll die giftigen Papiere in den kommenden zehn Jahren verkaufen. (Foto: dpa)

Die Abspaltung der Teile der Geschäftsbereiche und Risikopositionen sei erfolgreich verlaufen, erklärte die Anstalt am Sonntag. "Wir haben mit der erfolgreichen Übertragung der Vermögenswerte eine in ihrer Art und Komplexität einmalige Transaktion hinter uns gebracht", sagte der Sprecher der Soffin, Hannes Rehm. Mit diesem Schritt erhalte die Restrukturierung der HRE eine klare Kontur.

Wertstoffdeponie für Risikopapiere

Die "Bad Bank" für die HRE- Anlagen trägt den Namen FSM Wertmanagement (FSMW). Unter einer "schlechten Bank" versteht man eine Art Wertstoffdeponie für hochgradig risikobehaftete Aktien, Anleihen und Kredite. Allerdings wurden auch werthaltige Teile der HRE in die FSMW verschoben, soweit sie für das künftige Geschäft der Bank nicht relevant sind. Die deutschen "Bad Banks" werden von der Soffin betrieben.

Über zehn Jahre soll die FSMW nun die übertragenen Vermögenswerte abwickeln. Dieser Zeithorizont erlaube es der Geschäftsführung, die Anlagen ohne zeitliche Verkaufszwänge abzugeben, hieß es. So könnten die bestmöglichen Konditionen für die Steuerzahler erzielt werden. Sie müssen für die Verluste gerade stehen. Die EU-Kommission muss der Übertragung noch endgültig zustimmen.

Zahlreiche Anlagen der HRE waren im Zuge der Finanzkrise wertlos geworden. Ohne Verstaatlichung hätte die Bank nicht überleben können. Der Bund hat das Institut deshalb bislang mit Kapital in Höhe von rund zehn Milliarden Euro versorgt und Garantien im Wert von 142 Milliarden Euro ausgestellt. Dieser Garantierahmen war erst Anfang September um 40 Milliarden Euro aufgestockt worden - unter anderem, um die Transaktion abzusichern.

In der Nacht zum Freitag hatte die HRE mit der Übertragung der Wertpapieren begonnen. Etwa drei Viertel der Anlagen stammen von der irischen Staatsfinanzierungstochter Depfa. Die über die Depfa abgewickelten Geschäfte hatten die HRE an den Rande der Pleite gebracht. Hinzu kommen Staatsanleihen im Wert von 70 Milliarden Euro, welche die HRE den klammen EU-Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien abgekauft hatte. Diese Papiere verloren in den vergangenen Monaten deutlich an Wert, belasteten die Bilanz der HRE und sollen nun ebenfalls von der FSMW verkauft oder bis zum Laufzeitende gehalten werden.

Bei der Frage, welche Wertpapiere in die Bad Bank übertragen werden, orientierte sich die HRE vor allem daran, ob sie noch in die künftige Strategie des Instituts passen. Diese Restbank, die unter dem Namen Deutsche Pfandbriefbank schon 2011 wieder Gewinne erzielen soll, wird sich auf die Finanzierung der öffentlichen Hand konzentrieren sowie Immobilienkredite anbieten. Dabei will sie überwiegend so sichere Geschäfte eingehen, die sich durch die Ausgabe von Pfandbriefen gegenfinanzieren lassen. Pfandbriefe sind durch Immobilien, Schiffe oder Infrastruktur abgesichert, die als sehr wertstabil und ausfallsicher gelten. Die verbleibende Kernbank soll nur noch etwa ein Viertel so groß sein, wie die alte HRE. Um diese Größe zu erreichen, muss sie weiter schrumpfen.

Was kostet es den Steuerzahler?

Welche Preise die Bank beim Abbau der Wertpapiere erzielen kann, ist ausschlaggebend dafür, wie viel Geld die Rettung der HRE im Herbst 2008 die Steuerzahler letztlich kostet. Die HRE zahlt für die Risikoübernahme durch den Staat Gebühren - bislang waren es rund 690 Millionen Euro. Ein großer Teil der Garantien läuft schon nach einem Vierteljahr wieder aus.

Der Vorteil einer Bad Bank liegt darin, dass sie die Preise für die Wertpapiere nicht ständig an Marktschwankungen anpassen muss. Die HRE war dazu gezwungen, weshalb ihr immer mehr Eigenkapital verloren ging. Erst wenn sicher ist, dass ein Teil des Geldes auch zum Laufzeitende nicht zurückgezahlt wird, muss die Bad Bank die Papiere abschreiben. Dadurch sinkt die Verlustgefahr.

Die HRE war im Zuge ihrer Rettung im Oktober 2009 vollständig verstaatlicht worden. Zu welchem Zeitpunkt ihre Rechtsnachfolgerin Deutsche Pfandbriefbank wieder in private Hände überführt werden soll und zu welchem Preis, ist noch völlig offen.

© SZ vom 04.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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