Holger Stanislawski:"Im Supermarkt spielt sich das richtige Leben ab"

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Mann bei der Arbeit: Holger Stanislawski an der Kasse seines Supermarkts in Hamburg-Winterhude. (Foto: REUTERS)

Früher war Holger Stanislawski Fußballer und Trainer, heute betreibt er einen Laden. Und sagt: Zwischen diesen Jobs gebe es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

Von Stephan Radomsky und Angelika Slavik

Was haben ein Supermarkt und eine Fußballmannschaft gemeinsam? "Es geht immer um Motivation, um Kritik, ums Mitnehmen der Leute", sagt Holger Stanislawski. "Ich muss meinem Zeugwart genauso die Wertschätzung entgegenbringen wie dem Mitarbeiter, der den ganzen Tag Leergut annimmt." Es gebe viel mehr Parallelen als Unterschiede.

Er wird es wissen: Früher trainierte der jetzt 48-Jährige die Teams von St. Pauli, Hoffenheim und Köln, heute betreibt er einen riesigen Rewe-Markt im Hamburg-Winterhude. Dass er, der Inbegriff des "Kiez-Kickers", sich dafür ausgerechnet mit dem Ex-Profi Alexander Laas und dem ehemaligen Aufsichtsrat des Erzrivalen HSV, Bernd Enge, zusammengetan hat, wirkt nur auf den ersten Blick komisch: "Momentan bekleckern sich beide Klubs nicht mit Ruhm, da ist das Leid wenigstens gleich verteilt", sagt Stanislawski "Und wir sind echte Freunde, das ist ein Vorteil."

Der Supermarkt ist für Stanislawski keineswegs nur ein Hobby. Es sei nicht so, dass er nach der Fußball-Karriere ausgesorgt hätte. "Ich stehe hier mit dem Laden auch richtig in der Bütt, mit dem Geld, das ich mir mit tausend Narben und Schmerzen und Metallplatten im Körper verdient habe." Heute beschäftigen Stanislawski und seine Kompagnons 120 Mitarbeiter, der Markt macht gut 31 Millionen Euro Umsatz im Jahr. "Im Supermarkt spielt sich das richtige Leben ab", sagt er - auch zwischen ihm und seinen Partnern. "Jeder hat den gleichen Anteil, das gleiche Stimmrecht. Da geht es hart zur Sache und wir sind uns wirklich nicht immer einig."

Nebenher ist er auch noch Fußball-Taktikexperte im ZDF. "Ich muss die Taktiktafel bedienen, da darf kein Fehler passieren, sonst lacht ganz Deutschland über mich", sagt er. "Ich kann mich nicht mit ein paar lustigen Sprüchen retten, das ist ja die Aufgabe von Olli Kahn. Der ist der Star. Ich bin der komische Vogel an der Taktikwand." Dass er nur in der zweiten Reihe steht, findet Stanislawski nicht schlimm. Er nehme sich generell nicht so wichtig. "Das ist nur Fußball, es geht nicht um den Weltfrieden. Im Supermarkt auch nicht. Wir verkaufen Toast und Bananen."

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