Zum Tod von Hilmar Kopper:Der mit den Erdnüssen

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Hilmar Kopper hat auch die Daimler-Benz AG geprägt, dort leitete er jahrelang den Aufsichtsrat. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Unter ihm wurde die Deutsche Bank international: Hilmar Kopper ist tot.

Von Nikolaus Piper

Hilmar Koppers Name wird auf immer mit Erdnüssen verbunden bleiben. Auf einer legendären Pressekonferenz im April 1994 sollte der damalige Vorstandschef der Deutschen Bank Auskunft geben über die Pleite des Frankfurter Bauunternehmers Jürgen Schneider und die absehbaren Folgen des Konkurses. Dabei ging es auch um ausstehende Handwerkerrechnungen von 50 Millionen Mark, für die die Deutsche Bank aufzukommen hatte. Das seien "Peanuts", die die Bank selbstverständlich zahlen werde, sagte Kopper. Die flapsige Formulierung löste in Deutschland einen Proteststurm aus. 50 Millionen Mark als Peanuts zu bezeichnen, das schien die Arroganz der Frankfurter Banker zu belegen. Peanuts wurde 1994 zum Unwort des Jahres gewählt.

Eigentlich war die ganze Aufregung ein bisschen unfair. Kopper hatte ja nur gesagt, dass das, was die Deutsche Bank zu zahlen hatte, klein war im Verhältnis zum Gesamtschaden der Schneider-Pleite, da ging es um mehr als fünf Milliarden Mark. Außerdem nahm er die Sache mit Humor: Für eine Werbekampagne der FAZ ("Dahinter steckt immer ein kluger Kopf") setzte er sich auf einen Container mit Erdnüssen.

Der eher introvertierte Kopper wirkte vor allem nach innen

Hilmar Kopper hatte die Führung der größten deutschen Bank Ende 1989 übernommen, nachdem RAF-Terroristen den bisherigen Chef, den charismatischen Alfred Herrhausen ermordet hatten. Während Herrhausen als Visionär gegolten hatte und die Öffentlichkeit für seine Ideen nutzte, wirkte der eher introvertierte Kopper vor allem nach innen. Deshalb wird auch heute noch leicht die prägende Rolle übersehen, die er bei der Veränderung der Deutschen Bank in den Zeiten der zunehmenden Globalisierung der Finanzmärkte spielte.

Herrhausen hatte die Internationalisierung des Instituts angestoßen, Kopper setzte sie in der Praxis um. Er schloss zum Beispiel den Kauf der Londoner Investmentbank Morgan Grenfell ab und bereitete den Kauf des amerikanischen Instituts Bankers Trust vor. 1989 lag der Schwerpunkt des Geschäfts der Deutschen Bank noch im Inland, er orientierte die Bank zunehmend auf den europäischen Binnenmarkt.

Kopper wollte die Deutsche Bank auch zu einem führenden Mitspieler im internationalen Kapitalmarktgeschäft machen. Dadurch kamen auch extrem hoch bezahlte Investmentbanker zur Bank, was zu einigen Brüchen in der Frankfurter Kultur führte. Gleichzeitig übernahm die Deutsche die frühere Staatsbank der DDR und wurde zur führenden Privatbank in Ostdeutschland.

Im Mai 1997 übergab Kopper sein Amt an den Nachfolger Rolf-E. Breuer und übernahm gleichzeitig, so wie das damals üblich war, den Vorsitz im Aufsichtsrat der Bank. In den folgenden Jahren entschloss sich die Bank, deutsche Industriebeteiligungen auszugliedern und zu verkaufen. Nicht durchsetzen konnte sich Kopper mit der von ihm befürworteten Fusion der Deutschen mit der Dresdner Bank.

Nicht zu unterschätzen ist Koppers Rolle im Aufsichtsrat der Daimler-Benz AG, den er immerhin 17 Jahre lang leitete. Die Deutsche Bank war damals mit einem Viertel des Aktienkapitals Hauptanteilseigner. Solche Beteiligungen nannte man damals "Deutschland AG". Unter Koppers Ägide verabschiedete sich das Unternehmen von der Idee, zu einem "integrierten Technologiekonzern" zu werden. Stattdessen setzt er als Chef den jungen Jürgen Schrempp durch, der Daimler wieder zu einem internationalen Autokonzern machen wollte Dessen Idee einer Fusion von Daimler-Benz und dem amerikanischen Hersteller Chrysler unterstützte er. Das ehrgeizige Projekt erwies sich jedoch bald als teurer Misserfolg.

Nicht ganz glücklich agierte Kopper im Aufsichtsrat der HSH Nordbank, wo ihn die Landesregierungen in Kiel und Hamburg als Nothelfer geholt hatten. Die Landesbank war in der Finanzkrise 2009 in Not geraten.

1954 begann er die Banklehre, 1969 wurde er Filialleiter, 1977 trat er in den Vorstand ein

Koppers Karriere verlief so, wie es heute wohl nicht mehr möglich wäre. Er hatte eine Banklehre absolviert, aber nie an einer Universität studiert. Geboren wurde er 1935 als Sohn eines Landwirts in Pommern. Seine Eltern waren Mennoniten, eine in der Tradition der Wiedertäufer stehende evangelische Freikirche. Nach Vertreibung und Flucht ließ sich die Familie in Schleswig-Holstein nieder. Kopper trat nach dem Abitur 1954 bei der Rheinisch-Westfälischen Bank ein, die kurze Zeit später Teil der Deutschen Bank wurde. Er blieb sein ganzes Berufsleben über bei dem Institut. 1969 wurde er Leiter der Filiale Leverkusen, 1977 zog er in den Vorstand nach Frankfurt ein.

Verheiratet war Kopper in zweiter Ehe mit der Witwe des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, Brigitte Seebacher. Das Paar lebte zurückgezogen im Westerwald. Aus erster Ehe hat Kopper drei Kinder, darunter den Historiker Christopher Kopper.

Wie die Deutsche Bank mitteilte, ist Kopper am Mittwoch nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben. Kopper habe nach dem Tod Alfred Herrhausens in einer schwierigen Zeit Verantwortung übernommen, sagte Vorstandschef Christian Sewing. "Er hat unser Haus strategisch geprägt und die Weichen dafür gestellt, dass wir heute als globale Hausbank unsere Kunden in aller Welt begleiten können. Wir werden Hilmar Kopper ein ehrendes Andenken bewahren."

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