Hilfen für Opel:Deutsche verstimmen Brüssel

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Weiter Wirbel um Opel: Die deutschen Hilfen für den Autohersteller werden in der EU-Kommission kritisch gesehen, die Briten machen Front gegen Berlin.

In der Brüsseler EU-Kommission gibt es einem Zeitungsbericht zufolge starke Vorbehalte an dem deutschen Rettungspaket für Opel. "Die Stimmung gegenüber dem gesamten Opel-Deal ist wenig freundlich. Das Verhalten der Deutschen wird mit Kopfschütteln betrachtet", berichtete Die Welt am Donnerstag unter Berufung auf "hohe Kreise der Kommissionsbehörde".

Das Opel-Logo wirft einen langen Schatten: In der EU formiert sich Widerstand gegen die Übernahme durch den österreichisch-kanadischen Automobilzulieferer Magna. (Foto: Foto: dpa)

So sei die "frühzeitige Festlegung auf einen Investor falsch gewesen und habe die Verhandlungsbasis geschwächt". Die massive staatliche Intervention durch Deutschland werde als "problematisch" angesehen.

Mit großer Skepsis wird den Angaben zufolge auch der neue russische Miteigentümer Sberbank gesehen. "Die Russen sind der eigentliche Gewinner der Opel-Rettung. Russland kriegt kostenlos hochwertige Technologie, und die Europäer züchten sich damit vor der Haustür starke Wettbewerber heran", kritisierten hochrangige Kommissionsexperten.

Verheugen warnt vor Umwälzungen

EU-Industriekommissar Günter Verheugen verwies in der Welt darauf, dass die "europäische Automobilindustrie vor riesigen Umwälzungen steht, die sich heute kaum jemand vorstellen kann".

Die Überkapazitäten im Automobilsektor betragen ihm zufolge "mindestens 20 Prozent". Gleichzeitig werde der Absatz von kleineren und mittleren Autos demnächst zurückgehen. Zudem müssten die Unternehmen viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren. "Die Automobilindustrie hat in guten Zeiten die Anpassung an den Markt verpasst. Jetzt muss sie das Auto neu erfinden", sagte Verheugen.

Unterdessen wurde bekannt, dass die britische Regierung ihren Abwehrkampf gegen den von Berlin unterstützten Übernahmeplan für Opel verstärken soll.

Frontaler Angriff aus Großbritannien

Der britische Wirtschaftsminister Peter Mandelson habe sich in einem Brief direkt an EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gewandt, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD).

Darin greife er den Opel-Kauf durch den Autozuliererer Magna frontal an. In England sind die Werke Ellesmere Port und Luton vom geplanten Stellenabbau betroffen.

Dem Bericht zufolge fordert Mandelson in seinem Brief ein "aktives Engagement" der Kommission. "Wir glauben nicht, dass das vorliegende Magna-Angebot der beste verfügbare Plan ist", zitiert die FTD aus dem Schreiben.

Die neue Gesellschaft wäre bei einer Übernahme durch einen anderen Interessenten profitabler und hätte bessere Überlebenschancen.

So berücksichtige Magna mit seinem Sanierungsplan nur unzureichend den nötigen Kapazitätsabbau, zitiert die Zeitung aus dem Brief des Ministers.

"Teurer als Alternative"

Es seien sogar Produktionsausweitungen in Russland geplant. Zudem sollten hocheffiziente Werke in Großbritannien und Spanien zugunsten weniger profitabler Werke zurechtgestutzt werden.

Nach Mandelsons Darstellung kommen die Magna-Pläne die EU-Staaten rund 1,3 Milliarden Euro teurer als das alternative Übernahmekonzept des Finanzinvestors RHJI.

Außerdem seien sie rund 2 Milliarden Euro teurer als ein Verbleib Opels bei General Motors (GM).

Dem Bericht zufolge besprachen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Mandelson die britischen Vorbehalte am Donnerstag am Telefon. In Regierungskreisen hieß es, man sei sich einig, den Fall weiter gemeinsam zu begleiten und zu prüfen.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa-AFX/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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