Heizkosten sparen:So funktioniert ein Passivhaus

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Das Passivhaus kommt fast ohne fossile Brennstoffe aus und wird mit günstigen Krediten gefördert.

Stefan Salger

Vor 24 Jahren verwirklichte sich der US-Wissenschaftler Amory Lovins einen Traum: Mit dem Rocky Mountain Institute bezog er ein Haus in den Bergen von Colorado. Das Gebäude liegt auf einer Höhe von 2200 Metern und kommt durch umfassende Isolierung sowie Wärmerückgewinnung auch im Winter fast ohne Zusatzheizung aus. Nur an besonders kalten Tagen wird in zwei Kanonenöfen Holz verbrannt. Mit dem Prototyp des Passivhauses bewies Lovins, dass sich niemand mit steigenden Heizungsrechnungen abfinden muss und gleichzeitig noch einen Beitrag zur Vermeidung von Kohlendioxidemissionen leisten kann.

Das Konzept des modernen Passivhauses greift den Gedanken der effizienten Energieausbeute auf: Wärme, die den Wohnraum nicht verlässt, muss nicht mit Heizsystemen teuer erzeugt werden. Eine Solarfalle nennt der auf Niedrigenergiebauweise spezialisierte Karlsfelder Bauingenieur Jens Lorenzen so etwas.

Die Zeiten nämlich, in denen man es sich leisten konnte, buchstäblich zum Fenster heraus zu heizen, sind längst vorbei. Nach Berechnungen des Deutschen Mieterbundes liegen die monatlichen Durchschnittskosten für Heizung und Warmwasser bei einer 85 Quadratmeter großen Wohnung bei mehr als 70 Euro, Tendenz steigend.

Beim zertifizierten Passivhaus ist eine durch fossile Energieträger erzeugte jährliche Heizleistung von bis zu 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter (KWh/m2) erlaubt, das entspricht dem Brennwert von rund eineinhalb Litern Öl.

Zum Vergleich: Konventionelle Gebäude liegen bei circa 80 bis 300 KWh/m2.

Zur Einhaltung der Höchstwerte kann auch die Nutzung regenerativer Energiequellen durch Wärmepumpe, thermische Solaranlage oder Pelletheizung beitragen. Wichtig sind die Grenzwerte, weil Bund, Länder und Kommunen Förderprogramme aufgelegt haben.

Vor allem mittels günstiger Kredite soll der Bestand an energieeffizienten Neubauten, aber auch sanierten Altbauten, erhöht werden. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee verspricht sich vom CO2-Gebäudesanierungsprogramm auch Impulse für die Bauwirtschaft. Kredite bis zu 50.000 Euro bei einem effektiven Jahreszins von lediglich einem Prozent und einer Laufzeit von 20 Jahren gewährt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für "Niedrigenergiehäuser 40" (bis zu 40 KWh/m2) ebenso wie für Passivhäuser.

Legt man das Hauptaugenmerk nicht auf Autarkie und maximalen Umweltschutz, sondern auf Finanzierung und Amortisationszeit, dann lohnt es sich nicht unbedingt, die technisch recht aufwändigen "letzten" Kilowattstunden Einsparung zu realisieren.

Ein Beispiel: Gebaut wird ein Passivhaus für 240.000 Euro mit 145 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 130.000 Euro teuren Grundstück. Der Architekt weist mit einem der Energiesparverordnung (EnEV) entsprechenden Energiebedarfsausweis nach, dass der Passivhausstandard erfüllt ist. Somit kann ein Kredit in Höhe von 50.000 Euro aus dem Programm Ökologisch Bauen beantragt werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, 30 Prozent der Gesamtkosten (maximal 100.000 Euro) aus dem KfW-Wohneigentumsprogramm zu beantragen.

Seit der heutige Leiter des Darmstädter Passivhaus-Instituts, Wolfgang Feist, im Jahr 1991 das erste Niedrigenergiehaus Deutschlands baute, entstanden rund 4000 Passivhäuser.

Viele Wege führen dorthin: Ob Fertig- oder Massivbau, ob Holz oder Stein, entscheidend ist das schlüssige Gesamtkonzept. Zentrale Elemente sind eine kompakte Bauweise, Wände mit dicker Isolierschicht, südwärts ausgerichtete, dreifach verglaste Fensterflächen sowie eine Be- und Entlüftung per Wärmetauscher. Verbreiteten Ressentiments tritt der Münchner Bausachverständige Guido Lohmeyer entgegen: In dick isolierten Wänden verlagere sich der Taupunkt zwar nach innen. Dies führe bei fachgerechter Planung aber keineswegs automatisch zu Kondensat- und in der Folge zu Schimmelbildung.

Dem Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe zufolge sind Passivhäuser circa acht bis 15 Prozent teurer als Standardhäuser. Ein Passivhaus bringt etwa 100 Euro Mehrkosten pro Quadratmeter, im Falle einer Altbausanierung sind es schätzungsweise 150 Euro.

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