Süßwaren:Goldbären-Absatz bricht um ein Viertel ein

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  • Weil der Absatz der Goldbären stark schwächelt, geht der Gesamtabsatz von Haribo um zehn Prozent nach unten.
  • Es gibt mehrere Gründe für den Rückgang, der wichtigste ist eine Software-Umstellung bei dem Süßwarenhersteller.

Von Michael Kläsgen

Dem Goldbären geht es nicht gut. Haribo wird dieses Jahr in Deutschland voraussichtlich 25 Prozent weniger von seinem Markenzeichen verkaufen als im Vorjahr. Täglich werden zwar immer noch etwa 100 Millionen Exemplare von dem Fruchtgummitier produziert. Seine Schwächephase hat jedoch weitreichende Folgen. Weil der Goldbär so wichtig ist für die Firma, zog er den Absatz des Süßwarenherstellers insgesamt um etwa zehn Prozent nach unten. Das Familienunternehmen nennt selbst keine Zahlen, nur so viel ist klar: Der Bär hat im Moment viel um die Ohren.

Das dringlichste Problem ist mit dem Namen SAP S4 HANA verbunden. Haribo, bisher teils ausgestattet mit EDV aus den Achtzigerjahren, stellt seine Software seit Oktober an allen Standorten in der Welt "auf SAP" um. Mit den neuen Programmen aus Walldorf erhofft sich Haribo, noch mehr Goldbären günstiger und schneller zum Kunden zu bringen.

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Solange jedoch umgestellt wird, hakt es mit der Belieferung. Zwar bleiben keine Supermarktregale leer. Aber wenn die Bären mit anderen Fruchtgummisorten gemischt werden, schafften es nicht alle von ihnen in die Lieferwagen. Die Lieferquote, wie Fachleute es nennen, liegt derzeit bei 80 Prozent. Das ist relativ weit von 100 entfernt. Ein Unternehmenssprecher beschwichtigt: "Heute sehen wir, dass sich unsere Lieferfähigkeit Tag für Tag und Woche für Woche verbessert."

Der Bär wird allerdings auch weniger nachgefragt, und zwar nicht erst seit Oktober. Haribo schiebt das auf "Nischenprodukte" wie etwa Fruchtgummi-Vampire. Die sind beliebter, bringen aber weniger Geld ein. Konkurrenten wie Katjes und Storck holen auf, während Haribo schrumpft, gleichwohl von einem hohen Niveau aus. Der Marktanteil liegt noch bei über 60 Prozent.

Ein Grund für den Rückgang ist vielleicht auch diese WDR-Dokumentation, in der gezeigt wurde, wie Haribo Gelatine für die Bären teils aus der Schwarte kranker Schweine gewinnen soll. Selbst Firmenchef Hans Guido Riegel zeigte sich "bestürzt". Verantwortlich könnte allerdings nicht Haribo, sondern ein Gelatine-Lieferant aus Mannheim sein. Allerdings ist auch der Hauptbestandteil der Bären, Zucker, nicht angesagt.

In den USA ist der Gummibär gefragter

Es kommt hinzu: Die Gummibären-Tüte ist nicht recycelbar. Das widerspricht den Anforderungen des Verpackungsgesetzes, das von 2019 an gilt. Schließlich die Werbung: Testimonial Bully Herbig verlässt in wenigen Tagen die Firma. Vorgänger Thomas Gottschalk trauern bei Haribo viele nach. Last, but not least gab es wohl noch Stress mit dem Großabnehmer Lidl. Viel Ärger für einen kleinen Bären.

Immerhin im Ausland kommt er an. In den USA werden schon mehr von ihm verkauft als hierzulande. Ende 2019 will Haribo den Grundstein für das erste US-Werk legen. Geplant war das eigentlich für 2017. Hat die Verzögerung mit dem Bären-Blues in Deutschland zu tun? Keine Antwort. Nur soviel: Weil der Bär so wichtig ist, bewirbt ihn Haribo bald kräftig. 2020 soll er dann wieder zu alter Größe finden. Dann wird Haribo 100, der Goldbär in seiner heutigen Form 60 - und Gottschalk 70.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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