Handelsstreit:Runter vom Autogipfel

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Die Exporte deutscher Hersteller gehen zurück. Schuld daran ist laut Branchenverband VDA der Handelsstreit mit den USA. Das Geschäft mit Neuwagen werde in diesem Jahr um ein Prozent sinken. Doch es könnte noch schlimmer kommen.

Von Markus Balser, Berlin

Deutschlands größte Industrie spürt die Folgen von Handelsstreit und einer schwächeren Wirtschaft. Das Geschäft mit Neuwagen werde in Deutschland in diesem Jahr um ein Prozent sinken, erwartet der Branchenverband VDA. Insgesamt würden bis Ende Dezember voraussichtlich 3,4 Millionen Autos verkauft, sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes am Dienstag in Berlin. Der Pkw-Absatz sinke in Europa auf ähnlichem Niveau, in den USA und China sogar noch stärker um etwa vier Prozent. "Handelskonflikte richten massiven Schaden an", warnte Mattes.

Für die Branche könnte es allerdings auch noch schlimmer kommen. Die Drohung von US-Präsident Donald Trump, Sonderzölle auf europäische Fahrzeuge zu erheben, stehe weiter im Raum, sagte Mattes. Zeichen für Entwarnung seien bislang nicht zu erkennen. "Drei von vier Pkw, die in Deutschland vom Band laufen, gehen in den Export, die meisten nach Großbritannien und in die USA." Die Probleme schlugen deshalb auch auf die Fabriken in Deutschland durch. Die Produktion fiel im ersten Halbjahr mit 2,5 Millionen Autos rund zwölf Prozent niedriger aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Für das Gesamtjahr geht der VDA davon aus, dass die Produktion immerhin rund fünf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Neue Freihandelsabkommen der EU wie zuletzt mit mehreren südamerikanischen Staaten wie Brasilien und Argentinien sowie mit Vietnam seien ein hoffnungsvolles Zeichen

Politik und Branche hatten in den vergangenen Wochen versucht, den Umbau der Branche stärker voranzutreiben. Ein Gipfel im Kanzleramt war jedoch beinahe ergebnislos geblieben. Der VDA nahm beim Ausbau der Ladeinfrastruktur am Dienstag nun erneut die Politik in die Pflicht. Um die Klimaschutzziele der EU bis 2030 zu erreichen - eine Reduktion der CO2-Emissionen von Pkw um 37,5 Prozent -, müssten in Deutschland sieben bis zehn Millionen E-Autos auf die Straße gebracht werden, so Mattes. Die Unternehmen investierten dafür zweistellige Milliardenbeträge. Mehr Ladestationen seien aber entscheidend. "Heute haben wir 17 400 öffentliche Ladepunkte. Notwendig sind bis zum Jahr 2030 eine Million." Außerdem müssten 100 000 Schnellladestationen und mehrere Millionen private Lademöglichkeiten kommen. Das gelinge nur, wenn das Land dies als Aufgabe der gesamten Gesellschaft begreife. Helfen soll beim Beschleunigen des Wandels ein erneuter Gipfel. Regierung und Industrie hätten sich darauf verständigt, "in absehbarer Zeit" wieder zusammen zu kommen. Einen konkreten Termin gibt es noch nicht. Spätestens Ende Oktober oder Anfang November werde man sich aber mit konkreten Ergebnissen beschäftigen, kündigte Mattes an.

© SZ vom 03.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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