Günstige Prognose für deutsche Wirtschaft:Ökonomen erwarten kräftigen Aufschwung in Deutschland

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Die deutsche Wirtschaft trotzt der Euro-Krise und der weltweiten Konjunkturflaute. Führende Forschungsinstitute rechnen für 2013 mit einem ordentlichen Wachstum von zwei Prozent - und mit einem anhaltenden Beschäftigungsboom. Doch die Bundesregierung solle mehr sparen.

Guido Bohsem, Berlin

Die deutsche Wirtschaft trotzt der Euro-Schuldenkrise und der weltweiten Konjunkturflaute. Die acht führenden Forschungsinstitute erwarten in ihrem Frühjahrsgutachten für 2013 ein kräftiges Wachstum von zwei Prozent, nach 0,9 Prozent 2012. Die Arbeitslosigkeit soll auf 6,2 Prozent sinken, die Löhne dürften steigen.

Monteure arbeiten an Windkraftanlagen: Laut des Frühjahrsgutachtens führender Forschungsinstitute geht es mit der deutschen Konjunktur bergauf. (Foto: dpa)

Die Bedingungen für die hiesige Wirtschaft sind nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher so günstig wie lange nicht. Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sei "derzeit höher als zu irgendeinem Zeitpunkt der vergangenen 30 Jahre", heißt es in dem Gutachten, das an diesem Donnerstag veröffentlich werden soll. Es trägt den Titel "Deutsche Konjunktur im Aufwind - Europäische Schuldenkrise schwelt weiter".

Nach mehrmonatiger Schwächephase nehme die Konjunktur in diesem Frühjahr wieder Fahrt auf, schreiben die acht Institute. Das liegt nach Einschätzung der Forscher vor allem an den niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank. Sie heizen die deutsche Konjunktur kräftig an. Zudem hätten Anleger die Bundesrepublik als sicheren Hafen für ihre Investitionen ausgemacht. "Dies und die ebenfalls sehr niedrigen Bankzinsen sind gewichtige Investitionsmotive", heißt es im Gutachten. In den anderen Euro-Ländern bleibe die Lage hingegen kritisch.

Durch das Wachstum hält auch der Boom am Arbeitsmarkt an. Die Zahl der Erwerbstätigen wird im laufenden Jahr noch einmal um 470.000 zunehmen. Im nächsten Jahr steigt sie um weitere 325.000 auf dann fast 42 Millionen. Entsprechend sinkt die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung. Die Institute rechnen für 2013 nur noch mit 2,62 Millionen Arbeitslosen. Das sind gut 800.000 weniger als im Rezessionsjahr 2009.

Der neue Aufschwung bringt auch die Haushaltszahlen von Bund, Ländern und Gemeinden zum Glänzen. Das Budgetdefizit des Staates wird laut Erwartung der Forscher in diesem Jahr auf 0,6 Prozent sinken. Für das Jahr 2013 rechnen sie mit einem weiteren Rückgang auf 0,2 Prozent. Das liege an den kräftig steigenden Löhnen und Gehältern, die deutliche Zuwächse bei den Steuern und Sozialabgaben auslösen werden.

Kritik am Sparpaket

Die Sparbemühungen der Bundesregierung hingegen sehen die Institute kritisch. "Die Verbesserung des Budgetsaldos im kommenden Jahr ist ausschließlich der erwarteten konjunkturellen Belebung zu verdanken", schreiben sie. Das Sparpaket der Regierung wirke nicht so wie geplant. "So werden sowohl die Einnahmen aus der Kernbrennstoffsteuer als auch die Einsparungen durch die Streitkräftereform und durch die verbesserte Vermittlung von Langzeitarbeitslosen geringer ausfallen als angesetzt", heißt es in dem Gutachten.

Löcher im Etat 2013 stopfe Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), indem er Geld aus den Sozialversicherungen abziehe. Statt über Einsparungen zu reden, werde über neue Leistungen diskutiert wie das Betreuungsgeld oder die Zuschussrente für Geringverdiener. Auch verzichte die schwarz-gelbe Koalition darauf, Ausfälle durch die geplante Steuersenkung an anderer Stelle einzusparen.

Die größte Bedrohung für die deutsche Wirtschaft geht nach Einschätzung der Institute weiter von der Schuldenkrise im Euroraum aus. Zwar hätten die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank den Stress im Bankensystem gemindert; dadurch sei letztlich aber nur Zeit gewonnen worden. Gehe man die politischen Reformen nicht an und komme es dadurch zu einem neuen Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten, werde dies auch die deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.

© SZ vom 19.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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