Der Gründer der Drogeriemarktkette dm, Götz Werner, ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 78 Jahren, wie das Unternehmen in Karlsruhe mitteilte.
Seine Familie teilte mit, dass seine Kräfte in den zurückliegenden Monaten kontinuierlich nachgelassen hätten. Der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, Christoph Werner, sagte demnach, sein Vater sei friedlich verstorben. Er war am 5. Februar 1944 in Heidelberg geboren worden.
dm:Mensch Christoph
Der Sohn des dm-Gründers Götz Werner ist im September überraschend Chef der Drogeriekette geworden. Nun sagt er, was er mit dem Unternehmen vorhat.
Als Werner Ende 20 war, gründete er seinen ersten Drogeriediscounter. Sein Konzept hat sich durchgesetzt. Doch Werner, einst Deutscher Jugendmeister im Rudern, reichte das bloße Geschäftemachen und Feilschen um ein paar Cents pro Pflegemittelchen nie aus. Er versuchte die Zusammenhänge in der Welt zu verstehen. Was ihm besonders wichtig war: dass man Menschen bezahlen sollte, damit sie die Möglichkeit zum Arbeiten haben, damit sie sich frei entfalten und einbringen können.
Werner war Vordenker des bedingungslosen Grundeinkommens
Werner dachte Geld und Verdienst gewissermaßen andersherum. "1000 Euro für jeden. Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen" titelte er sein erstes Sachbuch. Seitdem galt er als ein Vordenker des bedingungslosen Grundeinkommens. "Das Prinzip ist doch: Erst ist etwas neu, irgendwann wird es selbstverständlich. Vor 100 Jahren haben manche öffentlich behauptet, Frauen dürfen nicht wählen, weil sie nicht denken können. Wer den Widrigkeiten des Lebens ausgesetzt ist, erkennt früher oder später, was angesagt ist", sagte er 2016 in einem Interview mit der SZ. "Bald erkannte ich: Wenn die Gesellschaft allen Bürgern eine stabile Basis geben würde, leben alle würdiger und arbeiten aus freieren Stücken oder machen, was ihnen guttut", sagte er weiter über die Idee des Grundeinkommens.
Werner sah in seinem Engagement für das bedingungslose Grundeinkommen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um auch in Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung den Menschen Freiraum für Eigeninitiative und Teilhabe am Leben der freien Bürgergesellschaft zu ermöglichen. "Dass er die Vollendung dieser Idee nicht mehr erleben würde, war ihm stets bewusst", heißt es in der Mitteilung über seinen Tod. Gleichwohl habe er sich dafür mit großer Energie eingesetzt, weil er sie für sich als richtig und sinnvoll erkannte. Auch in der akademischen Welt fasste Werner Fuß. Die Universität Karlsruhe beauftragte ihn im Mai 2005 mit der Leitung des Instituts für Entrepreneurship und verlieh ihm den Professoren-Titel.
Die Drogeriemarktkette dm ist in 14 europäischen Ländern aktiv. Mehr als 66 000 Menschen arbeiten dort. Der Umsatz beläuft sich nach Angaben des Unternehmens auf 12,3 Milliarden Euro. 2008 zog sich Werner aus der operativen Verantwortung zurück.