GM nach dem Insolvenzantrag:Schlanker, schneller, ohne Hummer

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Der Insolvenzantrag ist gestellt, jetzt wird an "New GM" gebastelt. Konzernchef Henderson ruft eine neue Ära aus - und hat wohl einen Käufer für die Geländewagenmarke Hummer.

Der Antrag auf Gläubigerschutz ist gestellt, die Insolvenz ist beschlossen - nun richten sich beim taumelnden Autohersteller General Motors (GM) die Blicke nach vorne. Das Abkommen mit dem US-Finanzministerium und der kanadischen Regierung werde GM "schlanker, schneller, kunden- und produktorientierter" machen, sagte Konzernchef Fritz Henderson. "Dieses neue GM wird aus den stärksten Bereichen unseres Geschäfts aufgebaut, mit unseren besten Marken und Produkten."

General Motors will sich in der Insolvenz gesundschrumpfen - und hat wohl einen Käufer für die Geländewagenmarke Hummer gefunden. (Foto: Foto: Reuters)

Nicht mehr zu diesen besten Marken und Produkten zählt Hummer. Die Geländewagenmarke will Henderson lieber heute als morgen abstoßen. Und offenbar hat sich ein Käufer bereits gefunden. Der Deal solle am Dienstag bekanntgegeben werden, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Kreise. Den Namen des Käufers und die Kosten der Übernahme werde GM aber nicht bekanntgeben.

Finanzspritze genehmigt

Dem Bericht zufolge erhielt das Unternehmen für die auf die Produktion spritschluckender Geländefahrzeuge spezialisierte Marke Angebote in Höhe von etwa 500 Millionen Dollar (353 Millionen Euro). GM werde für den Käufer auch weiterhin bestimmte Hummer-Modelle produzieren. Außer Hummer will GM bis Jahresende auch die Marken Saab und Saturn abstoßen. Bereits beschlossen ist das Ende der Marke Pontiac.

Unterdessen hat ein US-Gericht eine sofortige Finanzspritze der US-Regierung für GM in Höhe von 15 Milliarden Dollar (rund zehn Milliarden Euro) genehmigt. Das Gericht genehmigte außerdem vorläufig eine Gesamtsumme von 33,3 Milliarden Dollar für das Unternehmen. Endgültig soll darüber am 25. Juni entschieden werden. Eine Anhörung zu den Verkäufen von GM-Tochterunternehmen und Konzernteilen wurde für den 30. Juni angesetzt.

GM erwartet, dass das Insolvenzverfahren 60 bis 90 Tage dauern wird. Nach erfolgreichem Abschluss wird der Konzern weniger Mitarbeiter, weniger Werke und ein zurechtgestutztes Händlernetz haben. Wie das Unternehmen bekanntgab, sollen neun weitere Produktionsstätten geschlossen und drei weitere fürs Erste stillgelegt werden. 1979 hatte General Motors in den USA noch 618.000 Menschen beschäftigt. Mehr als jedes andere Unternehmen in den USA.

30 Milliarden Dollar für die Sanierung

US-Präsident Barack Obama hatte zuvor angekündigt, GM mit weiteren 30 Milliarden Dollar (21 Milliarden Euro) schnell wieder auf die Beine helfen zu wollen. Die US-Regierung soll 60 Prozent der Anteile von GM übernehmen. GM hat bislang bereits fast 20 Milliarden Dollar Staatshilfe von Washington erhalten. Kanada will 9,5 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen.

GM hatte am Montag Insolvenz angemeldet. Mit der jetzt für die kommenden drei Wochen genehmigten Summe soll unter gerichtlicher Aufsicht die Restrukturierung vorangetrieben werden. Die Pleite ist der größte Bankrott in der Geschichte der US-Industrie.

Der Umstrukturierungsplan für GM sieht vor, dass der Großteil der Vermögenswerte in ein neues Unternehmen ausgelagert wird. Die US-Regierung soll 60 Prozent davon übernehmen, die kanadische Regierung 12,5 Prozent. 17,5 Prozent gehen an die Automobilarbeitergewerkschaft UAW und zehn Prozent an die Inhaber von Firmenanleihen der bisherigen GM.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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