Glücksspiel:Deutsche verlieren beim Glücksspiel mehr als 13 Milliarden Euro

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Die Glücksspielbranche hat ziemlich hohe Einnahmen - und ist damit ein Milliardenmarkt. (Foto: Robert Haas)

Die Einnahmen der Branche erreichen damit fast wieder Rekordniveau. Ein neues Siegel soll Verbrauchern helfen, legales von illegalem Glücksspiel zu unterscheiden.

Von Johannes Bauer

Eine Torte für das Jubiläum der gemeinsamen Glücksspielbehörde (GGL) der Länder käme mit wenigen Kerzen aus. Denn am 1. Juli feiert die Behörde gerade mal ihr zweijähriges Bestehen. Mitte 2021 war die Aufsichtsbehörde ins Leben gerufen worden. Sie soll gewährleisten, dass sich Anbieter an die Regeln des Glücksspielstaatsvertrags halten. Dazu gehört etwa, Spieler angemessen vor Spielsucht und Manipulation zu schützen.

Die GGL agiert dabei auf einem Milliardenmarkt. Bruttospielerträge von rund 13,4 Milliarden Euro soll die Glücksspielbranche vergangenes Jahr erwirtschaftet haben. Was hinter den Zahlen steckt? "Wenn sie so wollen, sind das die Netto-Verluste der Spieler", erklärt GGL-Vorstand Ronald Benter bei der Vorstellung des Jahresberichts. Mit 4,8 Milliarden Euro entfällt dabei der größte Anteil der Erträge auf das Spiel an sogenannten Glücksspielgeräten in Spielhallen und Gaststätten, dicht gefolgt von Lotto/Toto (4,1 Milliarden Euro). Das Online-Glücksspiel, für das die GGL vor allem zuständig ist, machen rund ein Viertel davon aus, der größte Anteil entfällt dabei auf Sport- und Pferdewetten.

"Unser Anspruch ist selbstverständlich, dass wir diesen Bereich weiter zurückdrängen können."

Für die Glücksspielbranche sind das gute Nachrichten. Ihre Einnahmen stiegen im Vergleich zum Vorjahr fast um ein Drittel und nähern sich damit allmählich wieder dem Rekord von 14,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2017. Klar, dass das auch Anbieter anlockt, die nicht über eine deutsche Lizenz verfügen. Auf 142 legale Anbieter, die die Behörde auf einer sogenannten Whitelist führt, kämen laut GGL-Vorstand Benter aktuell 207 Veranstalter auf dem "unerlaubten" Markt, meist Sportwetten-, Automaten- oder Casinoanbieter. Ihren Umsatz schätzt die Behörde auf 300 bis 500 Millionen Euro. Dazu messe die GGL den Traffic auf den illegalen Seiten und berechne die Umsätze anschließend anhand von Referenzmodellen von legalen Anbietern.

Derzeit würden zwar noch Hundert Verfahren geprüft, in ihrem Vorgehen gegen illegales Glücksspiel sieht sich die GGL trotzdem größtenteils gerichtlich bestätigt. "Unser Anspruch ist selbstverständlich, dass wir diesen Bereich weiter zurückdrängen können", sagt Benter. Dabei soll auch ein Siegel helfen, das die GGL zum 1. Juli einführt. Anbieter von Glücksspielen sollen mit dem Siegel beispielsweise auf ihren Internetseiten zeigen, dass sie sich an die staatlichen Vorgaben halten und Verbrauchern so die Abgrenzung zu illegalem Glücksspiel erleichtern.

Der Fall Tipster zeigt allerdings, an welchen Grenzen auch eine Zertifizierung mit Siegel stoßen könnte. Im April war es bei dem Kölner Sportwettenanbieter zu einer Razzia gekommen, wenig später wurde ein vorläufiger Insolvenzantrag gestellt. Wie die SZ enthüllte, soll Tipster Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Trotz der Vorwürfe konnte sich der Wettanbieter bis zum 15. Juni mit einem Platz auf der Whitelist der GGL rühmen. Erst dann entzog die Behörde Tipster die Lizenz.

Wie der Fall ausgeht, ist unklar. Zuletzt hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Klage gegen den Lizenzentzug eingereicht, wohl mit Erfolg. Mittlerweile ist die Homepage von Tipster zumindest wieder online - ein Rückschlag für die GGL.

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