Das Versprechen mit den roten Schornsteinen hat Disney sofort gegeben. Rote Schornsteine sind das Markenzeichen der Reederei-Schiffe, geschmückt mit dem Konterfei einer Micky Maus - es soll schließlich schon aus der Ferne jeder sehen, dass da nicht irgendein Kreuzfahrtschiff unterwegs ist. Die neue Farbe wird in den kommenden zwei Jahren auch in Wismar an die Metallwände gemalt, das war die positive Nachricht, die am Donnerstag nach Mecklenburg-Vorpommern schwappte: Da bestätigte die Disney Cruise Line den Kauf der Global Dream - das Riesenschiff der insolvent gegangenen MV Werften bekommt so doch noch eine Zukunft.
Seit Anfang des Jahres hatte sich Insolvenzverwalter Christoph Morgen um einen Käufer für die Global Dream bemüht, es war keine leichte Aufgabe. Das Schiff ist ja schon zu drei Viertel fertiggebaut - doch weil mit dem zahlungsunfähigen ehemaligen Eigner Genting Hong Kong auch der Auftraggeber der Global Dream verschwand, war ungewiss, was mit dem Schiff passieren würde. Dass sich Disney für den Kauf entschied, ist auch ein Zeichen für eine Branche im Aufwind.
Das Casino wird verschwinden und die Passagierzahl reduziert
Der Wandel, den die Global Dream demnächst durchlaufen wird, wird aber noch mal einiges kosten und könnte größer kaum sein: Sie war ursprünglich als fahrender Glücksspielpalast konzipiert worden, ein schwimmendes Casino, solche Schiffe sind auf dem asiatischen Markt beliebt. Das passt natürlich nicht in die Träumefabrik von Disney, die sich unter Global Dream etwas völlig anderes vorstellt: Ein Familienschiff soll nun entstehen, angelehnt an die bestehende Flotte: Unterhaltung mit Märchenfiguren und Actionhelden, viel Farbe und Show. Das Casino wird verschwinden, auch die ursprünglich angedachte Passagierzahl von 9500 soll auf 6000 reduziert werden, hinzu kommen Kabinen für bis zu 2300 Besatzungsmitglieder.
Es muss also kräftig umgerüstet werden auf und in der Global Dream, damit beauftragt wurde die Papenburger Meyer Werft, die schon zwei Schiffe für Disney Cruise Line gebaut hat, drei weitere stehen im Auftragsbuch. Erst im Juni hatte die Meyer Werft die Disney Wish ausgeliefert: Auf ihr kann man in mehreren Erlebnis-Restaurants zwischen "Marvel" und "Frozen" speisen, im Rutschenparadies "Aqua Mouse" planschen oder "Die kleine Meerjungfrau" als Musical-Abendprogramm erleben. Ausgelegt ist sie für 4000 Passagiere, das Wismarer Schiff ist für Disney ein Vorstoß in eine größere Liga.
Der Kauf ist somit auch als Indiz für zurückkehrenden Optimismus in der Branche zu verstehen: Nach schlechten Jahren wegen der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Kreuzfahrten wieder gestiegen. Beim internationalen Kreuzfahrt-Verband CLIA geht man davon aus, dass die Gästezahlen bis Ende 2023 das Vorkrisen-Niveau übertreffen werden. Trotz Inflation scheint sich Disney dieser Prognose anzuschließen.
Das Gelände der ehemaligen MV Werften in Wismar hatte sich Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) gesichert, es wurde bis Ende 2023 vom Insolvenzverwalter Morgen zurückgemietet. Für die letzten Arbeiten soll die Global Dream von 2024 an auf das Ausrüstungskai umziehen. Die Zeit der Kreuzfahrtschiffe ist dann passé: TKMS will in Wismar U-Boote bauen.