Irgendwann passte es einfach nicht mehr. GoEurope, das war nicht der richtige Name für ein Unternehmen, das weltweit aktiv sein will. Und zunehmend ist. Omio, wie das Reise-Start-up mittlerweile heißt, ist eines der wenigen deutschen Unicorns, ein junges Unternehmen also, genannt Einhorn, das mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet wird.
Das Versprechen von Omio: Kunden sollen sich, wenn sie eine Reise planen, nicht mehr durch die Seiten von zig Anbietern klicken müssen, von Fluggesellschaften, Bahn-Unternehmen und lokalen Bus-Anbietern. Sondern sie können die gesamte Reise über Omio buchen und haben dann nur ein Ticket, mit dem sie alle Verkehrsmittel nutzen können.
"In 15 Märkten bieten wir schon das volle Produkt", sagt Jan Kemper, der Finanzchef von Omio. Volles Produkt heißt: Omio bietet auf einen Klick Zugang zu den Angeboten der wichtigsten Player mit, wie Kemper sagt, "guter Transparenz". Dahin zu kommen war gar nicht so einfach. "Die ersten Jahre waren Grundarbeit", sagt Kemper. Erst sie aber ermöglichten es, zu skalieren und wachsen. Eine große Herausforderung dabei ist es, dass die Daten der verschiedenen Verkehrsanbieter in verschiedenen Formaten vorliegen. Bei Airlines ist das Problem durch Standardisierung ganz gut beherrschbar, es gibt auch nur einige wenige Buchungssysteme dafür. Um aber auch etwa lokale Busanbieter einfach such- und buchbar zu machen, müssen deren Datenstrukturen vereinheitlicht werden. Zwei Drittel der gut 300 Mitarbeiter von Omio sind deshalb auch IT-Spezialisten, die sich mit solchen und anderen Problemen herumschlagen.
Angefangen hat das Unternehmen mit Bus und Bahn, seit vergangenem Jahr sind nun auch Flüge im Angebot. Das Ziel von Omio beschreibt Jan Kemper so: "Wir möchten den Gedankengang der Nutzer verändern." Die Kunden müssten nur noch angeben, wann sie von A nach B wollen, Omio schlage ihnen dann verschiedene Reiseformen vor und bietet die Möglichkeit, gleich ein Ticket zu buchen, egal, welche Verkehrsmittel genutzt werden. "Wir wollen einen Überblick über die Mobilitätsformen nach den Präferenzen der Nutzer bieten."
Ziemlich schnell sei klar gewesen, "nur in Deutschland mit deutschen Anbietern funktioniert das nicht", sagt Kemper, "man muss die Kunden überallhin verfolgen können". Die Hälfte der etwa 27 Millionen monatlichen Nutzer stammt mittlerweile aus dem Ausland. Die meisten sind zwischen 25 und 45 Jahren alt, Frauen sind etwas stärker vertreten als Männer. Genutzt werde Omio vor allem für längere Reisen, bei denen es zu beschwerlich wäre, alle Reisemittel auf den Seiten der jeweiligen Anbieter zu buchen.
Omio hat für jeden seiner Partner eine Live-Anbindung an das jeweilige System. Anders als manche Konkurrenten greife man nicht bloß die Daten von den jeweiligen Websites ab, sondern könne oft auch gleich die Tickets verkaufen. Pro Ticket erhält Omio dann eine Provision - so verdient das Unternehmen sein Geld. Im Moment arbeite man vor allem daran, dass die Marke stärker bekannt werde, sagt Kemper, der zuvor lange beim Modeversandhändler Zalando und dann bei Pro 7 Sat 1 Finanzchef war. Bisher habe man nur Online-Werbung gemacht, das soll sich aber ändern.
Für die großen Anbieter wie Lufthansa oder die Bahn ist Omio ein weiterer Vertriebskanal, über den sie womöglich Kunden erreichen, die sie sonst vielleicht nicht bekommen hätten. Aber was ist mit den jungen Mobilitätsunternehmen wie Flixbus? Die streben selbst danach, eine Plattform zu werden, expandieren und betreiben mittlerweile auch eine Reihe von Zugstrecken, kommen also sozusagen von der anderen Seite her. Auch sie sind - zumindest noch - auf Vertriebswege wie Omio angewiesen und arbeiten deshalb auch mit dem Start-up zusammen.