Vorsorge:Rettungsversuch für die Rente

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Wie soll die Rente künftig aussehen? (Foto: Vitta Gallery/mauritius/Westend61)

Der Trend geht mehr und mehr zur privaten Altersvorsorge. Warum sich der Sozialverband Deutschland nun dagegen stemmt - und den Ruf der gesetzlichen Rente aufpolieren will.

Von Roland Preuß, Berlin

Die gesetzliche Rente hat einen miserablen Ruf. Sie ist überraschend niedrig für viele, die in Rente gehen, schützt nicht vor Armut im Alter und ist ungerecht gegenüber den Jüngeren, die später noch weniger Rente herausbekommen könnten als ihre Eltern. So jedenfalls der weit verbreitete Eindruck. Eine Umfrage im Frühjahr ergab: Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland macht sich Sorgen um ihr Auskommen im Alter. 45 Prozent der 30- bis 59-Jährigen befürchten demnach, dass sie im Ruhestand finanziell schlecht gestellt sind. Besonders groß ist der Pessimismus bei den 18- bis 29-Jährigen. Hier befürchten 49 Prozent, dass im Alter ihr Geld knapp wird. Der Trend geht zu mehr privater Vorsorge.

Der Sozialverband Deutschland (SOVD), einer der größten Sozialorganisationen im Land, will die Stimmung nun drehen. Wenige Wochen bevor Sozialminister Hubertus Heil (SPD) seine zweite Rentenreform vorlegen will, soll eine Kampagne den Weg ebnen für eine Stärkung der Rente - und einer weiteren Privatisierung entgegenwirken. "Die umlagefinanzierte Rente, wie wir sie haben, ist sozial, solidarisch und sicher. Aber: Sie hat ein schlechtes Image", sagt die SOVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Die Kampagne, die nun im Internet und in sozialen Medien startet, richtet sich vor allem an junge Leute, also an diejenigen, die die Rente besonders skeptisch sehen.

So wie andere Sozialverbände und der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht der SOVD die Entwicklung hin zu immer mehr Privatverträgen und Fonds zur Altersvorsorge als Irrweg. Das benachteilige Beschäftigte, weil sie alleine dafür zahlen müssten, während sich die Arbeitgeber raushielten. Und es mache die Altersvorsorge abhängig von den Kapriolen der Börse. Die Herausforderung besteht darin, die Menschen überhaupt für das Thema zu interessieren und noch dazu Jüngere - darin liegt die Besonderheit der Kampagne. Der Sozialverband Deutschland versucht es mit einem trendig daherkommenden Netzauftritt, mit Erklärvideos, Frage-Antwort-Artikeln und einem Quiz, das komplexe Thema einfach zubereitet zu servieren.

Trotzdem aber auch mit reichlich Fakten. Das sind zum Beispiel die immer wieder genannten durchschnittlich gezahlten Renten von 990 Euro im Monat, nach Abzug der Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung. Dies reicht nicht zum Leben, offensichtlich. Es ist aber nur der Durchschnitt, der viele Minirenten umfasst, auch von Menschen, die kurz als Angestellte gearbeitet haben, dann aber Beamte oder Selbständige wurden. Wer dagegen den größten Teil seines Berufslebens in die Rentenkasse eingezahlt hat, bekommt in der Regel deutlich mehr. Nach mindestens 35 Versicherungsjahren liegt die Durchschnittsrente schon bei bei 1310 Euro, so rechnet der SOVD vor.

Eine aktienbasierte Rente übernimmt keine Reha

Die gesetzliche Rente habe doch unbestreitbare Vorteile, argumentiert der Verband. "Rehamaßnahmen und Erwerbsminderungsrenten werden zum Beispiel nicht von einer privaten, auf Aktien basierenden Rente übernommen", sagt Engelmeier . Die gesetzliche Rente steigt regelmäßig, Beschäftigte und Arbeitgeber finanzieren sie gemeinsam, und sie ermöglicht einen flexiblen Einstieg in den Ruhestand.

Wie sich die Stimmung weiter entwickelt, dürfte auch Einfluss auf die Rentenpolitik haben. Hier sucht die Bundesregierung gerade einen Mittelweg: Die Rente soll stabilisiert, dafür aber auch Geld an der Börse angelegt werden. In Kürze wird zudem der Bericht einer Expertengruppe zur privaten Altersvorsorge erwartet. Die voraussichtliche Botschaft: Die Menschen sollen mehr privat vorsorgen.

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