Geldanlage:Fest für Sparer

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Es gibt keine Zinsen mehr? Stimmt nicht ganz. Für traditionelles Festgeld etwa bieten einige Banken inzwischen attraktive Konditionen. Beim einst so beliebten Tagesgeld sieht es dagegen finster aus.

Von Harald Freiberger, München

Der Notgroschen vermittelt immer noch ein Gefühl von Sicherheit - und manche befürchten auch, dass mit der Ausbreitung der Kartenzahlungen das Gespür für den Wert des Geldes verloren geht. (Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa)

Die Deutsche Bank ist damit gescheitert, durch eine Übernahme der Commerzbank größer zu werden. Nun versucht sie es auf anderen Wegen. So wirkt es zumindest, wenn man sich die aktuelle Werbekampagne des Frankfurter Kreditinstituts anschaut. In TV-Werbespots und auf Internet-Plattformen wie Youtube buhlt die Bank mit sogenannten "Zugreif-Zinsen" um neue Kunden. Für Festgeld-Anlagen über sechs Monate Laufzeit bietet sie einen Zins von 0,75 Prozent pro Jahr. Das Angebot gilt nicht nur für neue Kunden, sondern auch für bestehende, sofern das Geld bisher bei einem anderen Institut liegt. In Zeiten, in denen die meisten Banken für Erspartes oft nur Mini-Zinsen von 0,01 Prozent gewähren, sind das für Sparer attraktive Konditionen.

In der Rangliste der Institute mit den höchsten Festgeld-Zinsen bei einer Laufzeit von sechs Monaten nimmt die Deutsche Bank damit den vierten Platz ein (s. Tabelle). Noch bessere Konditionen gewähren Crédit Agricole, Ferratum Bank und abc bank. Bei einer Laufzeit von einem Jahr liegt die schwedische Klarna Bank mit 1,20 Prozent an der Spitze, bei zwei Jahren die lettische Rietumu Bank mit 1,45 Prozent.

Die Deutsche Bank folgt mit ihrem Angebot einem Trend, der sich in Deutschland schon seit gut einem Jahr abzeichnet: Für Sparer, die ihr Geld relativ kurz und relativ sicher anlegen wollen, ist Festgeld inzwischen die beste Wahl. Es hat das einst so beliebte Tagesgeld abgelöst. Dieses kann, wie der Name sagt, täglich gekündigt werden kann. Über viele Jahre warben Direktbanken wie ING mit hohen Zinsen Millionen Kunden. Inzwischen aber sieht es finster aus beim Tagesgeld, für viele Sparer lohnt es sich kaum mehr. Die höchsten angebotenen Zinssätze wirken auf den ersten Blick zwar noch attraktiv, bei näherem Hinsehen stellen sie sich jedoch als reine Köder heraus: Die guten Konditionen gibt es nur für Neukunden und für wenige Monate, danach fällt der Zinssatz deutlich. Die Advanzia Bank etwa gewährt drei Monate lang 1,00 Prozent, danach sind es noch 0,40 Prozent, bei der ING werden aus 1,00 Prozent nach vier Monaten gar nur noch 0,01 Prozent.

Im Vergleich dazu bietet Festgeld verlässlichere Zinsen. "Sparer können damit die Inflationsrate zumindest ein wenig ausgleichen und verlieren nicht so viel Geld, wie wenn sie es unverzinst auf dem Sparbuch liegen lassen", sagt Horst Biallo, Gründer des Internet-Vergleichsportals biallo.de. Er empfiehlt, die Laufzeit zu staffeln und zum Beispiel je ein Drittel des Anlagebetrages für sechs Monate, ein Jahr und zwei Jahre anzulegen. Damit sei ein Sparer flexibel und könne darauf reagieren, wenn die Leitzinsen, die in Europa seit fünf Jahren bei null stehen, doch einmal wieder anziehen. Es gilt aber als ausgemacht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Zins nicht vor 2020 anheben wird, womöglich auch erst 2021. Erst im März hat sie die Zinswende wegen der Konjunktursorgen in Europa verschoben.

Banken müssen weiter einen Strafzins von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie bei der EZB Geld kurzfristig parken. Eine Bank, die einem Kunden für Festgeld 1,00 Prozent gewährt, zahlt also im Prinzip 1,4 Prozent drauf. Warum machen sie es dann?

Dafür kann es mehrere Gründe geben. Bei der Deutschen Bank dürfte eine Rolle spielen, dass sie sich stärker auf das Geschäft mit Privatkunden konzentrieren und weniger abhängig vom riskanten Investmentbanking werden will. Man hofft darauf, neue Kunden zu gewinnen, mit denen man danach lukrativere Geschäfte machen kann. Die Zinsen für Festgeld können dann wie Marketingkosten für das Anwerben von Kunden betrachtet werden. Außerdem sind die Einlagen von Kunden verlässlicher als das Geld professioneller Investoren. Die Bank kann die Einlagen der Kunden außerdem zu höheren Zinssätzen als Ratenkredite oder Firmenkredite verleihen.

Sparer können so zumindest noch ein bisschen Rendite einzusammeln - und das bei relativ hoher Sicherheit. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, dem empfehlen Experten, das Geld bei einer deutschen Bank anzulegen. Am Ende bürgt nämlich immer die Einlagensicherung des jeweiligen Landes für das Geld der Sparer. In EU-Staaten ist die Grenze auf mindestens 100 000 Euro pro Bank und Sparer festgeschrieben. Mehr als diese Grenze sollte ein Anleger bei keiner einzelnen Bank liegen haben.

Aber auch anderweitig stoßen Anleger mit Festgeld irgendwann an Grenzen: Als längerfristige Geldanlage, zum Beispiel für die Altersvorsorge, empfehlen Experten andere Anlageformen: Auf den Kapitalmärkten lassen sich auf lange Sicht höhere Renditen erzielen, zum Beispiel über Fonds oder Indexfonds (ETF) mit Aktien und Anleihen.

Quelle: www.biallo.de, Stand: 9. Mai 2019 (Foto: N/A)
© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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