Geldanlage:Die Sparer zahlen drauf

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Die Banken zahlen für einjähriges Festgeld inzwischen wieder mehr als ein Prozent - das ist gut, aber die Inflation ist höher.

Von Harald Freiberger, München

Noch nie war das ersparte Geld der Deutschen so wenig wert wie heute. Die Preise haben in den vergangenen Monaten stark angezogen, die Zinsen aber sind weiter extrem niedrig. Der reale Ertrag auf Spareinlagen, also der Zins nach Abzug der Inflationsrate, lag deshalb im dritten Quartal dieses Jahres auf einem historischen Tiefstand von minus 1,92 Prozent, rechnete die Bank Comdirect aus.

Das heißt: Von 10 000 Euro Erspartem haben sich nach einem Jahr 192 Euro in Luft aufgelöst. Da die Deutschen ein Volk von Sparern sind und mehr als zwei Billionen Euro auf niedrig verzinsten Konten liegen haben, verloren sie allein von Juli bis September 10,8 Milliarden Euro. Das sind durchschnittlich 130 Euro für jeden Bundesbürger. Es ist auch nicht zu erwarten, dass sich das schnell bessert. Erst gegen Ende des nächsten Jahres dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) anfangen, die Zinsen zu erhöhen. Die Preise steigen indes munter weiter. Im Oktober zog die Inflationsrate auf 2,5 Prozent an.

Gibt es für Sparer, die ihr Geld risikolos anlegen wollen, einen Ausweg aus dieser Misere? Das bei den Deutschen so beliebte Tagesgeld ist keine richtige Alternative mehr. Anbieter wie Advancia, ING-Diba, Renault Bank und Rabobank bieten zwar noch bis zu 1,00 Prozent Zins - allerdings nur für Neukunden und obendrein meist nur für wenige Monate garantiert. Für Kunden, die bereits ein Konto bei dem Institut haben, gilt ein deutlich niedriger Zins. Bei ING-Diba sind es gerade noch 0,01 Prozent. Da kann man das Geld auch gleich aufs Sparbuch legen. Ohnehin empfehlen Experten, nur eine eiserne Reserve von etwa drei Netto-Monatsgehältern als Tagesgeld zu investieren.

Ausländische Banken bieten oft höhere Zinsen. Wichtig ist, auf die Einlagensicherung zu achten

Die attraktivste Wahl scheint derzeit eine Sparform, die eigentlich schon aus der Mode gekommen war: Festgeld, das so heißt, weil die Bank einen festen Zins für eine feste Laufzeit zahlt; diese kann von drei Monaten bis hin zu mehreren Jahren reichen. Einige Institute haben in den vergangenen Wochen die Zinsen dafür deutlich erhöht. Der Durchschnitt für einjähriges Festgeld ist in den vergangenen Wochen bei einem Anlagebetrag von 25 000 Euro von 0,28 auf 0,30 Prozent gestiegen, hat das Finanzportal biallo.de ermittelt. "Festgeld ist derzeit für sicherheitsorientierte Anleger die beste Wahl, um die hohe Preissteigerung zumindest teilweise auszugleichen", sagt Horst Biallo, der Gründer des Portals.

Gute Beratung ist bei der Geldanlage wichtig, denn wer mehr will als Mini-Zinsen, geht meist ein höheres Risiko ein. (Foto: Monique Wüstenhagen / dpa)

Einige ausländische Banken zahlen für Festgeld mit einjähriger Laufzeit sogar wieder Zinsen von mehr als einem Prozent. Bei der rumänischen Alpha Bank sind es 1,2 Prozent, bei der schwedischen Klarna Bank 1,1 Prozent, bei der französischen Crédit Agricole 1,01 Prozent (siehe Tabelle). Das Finanzportal Biallo weist auf ein attraktives Angebot von Crédit Agricole hin: Sie führte in der vergangenen Woche ein Festgeld mit dreimonatiger Laufzeit ein, für das sie 0,81 Prozent Zinsen gewährt. Für sechs Monate Laufzeit sind es 0,91 Prozent. Bei einer Laufzeit von zwei Jahren ist Klarna mit 1,25 Prozent der Spitzenreiter, gefolgt von der Alpha Bank mit 1,2 Prozent und der deutschen Ziraat Bank mit 1,15 Prozent.

"Generell empfehlen wir, die Anlagedauer derzeit nicht länger als zwei Jahre festzulegen", sagt Horst Biallo. Der Markt bewege sich gerade nach oben, im nächsten Jahr könnte sich dieser Prozess noch beschleunigen, wenn die Europäische Zentralbank die Zinsen anhebt. Eine gute Verteilung könnte so aussehen: Drei Netto-Monatsgehälter als Tagesgeld, den Rest jeweils zur Hälfte auf Festgeld mit ein und zwei Jahren Laufzeit.

Anleger sollten bei der Wahl eines Anbieters nicht alleine auf die Zinshöhe schauen. Wichtig ist auch die Einlagensicherung des jeweiligen Landes. In EU-Ländern sind bei Banken pro Sparer bis zu 100 000 Euro garantiert. Mehr als diese Summe sollten Kunden nicht bei einer Bank investieren. Die schwedische Einlagensicherung, die für die Klarna Bank zuständig ist, garantiert einen Betrag von 92 000 Euro pro Sparer.

Tages- und Festgeld sind Sparformen, die vor allem für sicherheitsorientierte Anleger geeignet sind. Doch selbst bei den besten Anbietern verlieren Kunden angesichts einer Preissteigerung von 2,5 Prozent unterm Strich noch Geld. Deshalb empfiehlt Biallo Anlegern, die längerfristig sparen wollen und bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen, das eigene Geld rentabler auf dem Kapitalmarkt zu investieren, also in Aktien und Anleihen. Je größer die Risikoneigung, umso höher könne die Aktienquote sein.

Mit ETF, die einen Index nachbilden, lässt sich das Kapital breit auf diese Anlageklassen verteilen. "Robo-Advisor, die mit ETF arbeiten, nehmen diese Streuung automatisch über Algorithmen vor", sagt Biallo. Sie erfreuten sich bei Anlegern zunehmender Beliebtheit. Kurzfristig setzt sich ein Investor damit den Schwankungen der Kapitalmärkte aus. Langfristig aber liegt die Rendite von Aktien und Anleihen deutlich über jener von Tagesgeld oder Festgeld - zumal in Zeiten wie diesen, da das Ersparte der Deutschen so wenig wert ist wie noch nie in der Geschichte der Republik.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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