Gefälschte GPS-Signale:Sie haben Ihr Ziel verfehlt

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Alltagstechnik mit Tücken: Hacker könnten die Signale von GPS-Satelliten fälschen - und damit nicht nur Autofahrer in die Irre führen, sondern auch Kriminellen Tür und Tor öffnen.

Helmut Martin-Jung

Ein teuflischer Plan: Um an eine Exklusivstory von einem Gefecht zwischen amerikanischen und chinesischen Truppen zu gelangen, lässt ein skrupelloser Medienmogul über seine eigenen Satelliten und andere sündteure Ausrüstung die Signale von Navigationssatelliten manipulieren.

Natürlich durchkreuzt Superagent James Bond in "Der Morgen stirbt nie" aus dem Jahr 1997 die Absichten des Bösewichts. Das Problem aber ist heute aktueller denn je: Schon für gut 100 Euro gibt es im Internet mittlerweile Geräte zu kaufen, die im Umkreis von mehreren Kilometern das von GPS-Satelliten ausgestrahlte Signal stören können, warnt ein britischer Experte. Besonders gefährlich wird es David Last zufolge, wenn das Satellitensignal nicht einfach gestört, sondern gezielt verfälscht wird.

Bei einer Fachkonferenz, die vor kurzem am Nationalen Physikalischen Labor in Teddington stattfand, sagte der frühere Präsident des Royal Institute of Navigation, er schätze die Situation bei der Satellitennavigation so ein wie bei Computern, bevor die ersten Massenviren verbreitet wurden. Hätte man damals vor den Gefahren gewarnt, zitiert ihn der Sender BBC, "hätte man auch gesagt: Wen juckt das schon?"

Navigationssatelliten sind im Prinzip fliegende Uhren, die aus einer Höhe von 20200 Kilometer mit einem sehr schwachen Signal ihre Position und die exakte Zeit zur Erde senden. Navigationsgeräte empfangen diese Daten und errechnen dann aus der Zeit, welche die Signale vom Satelliten bis zum Empfänger brauchen, und der Position der Satelliten ihre eigene Position.

In zwei Jahren in kriminellen Händen?

Die Technik ist längst Teil des Alltags geworden. Privatleute setzen GPS-Empfänger ein, um sich von A nach B lotsen zu lassen. In LKW-Flotten tragen die Geräte dazu bei, die Logistik zu optimieren. Die Geräte in Fahrzeugen zum Beispiel von Speditionen ermitteln nicht nur ihre Position, sondern melden sie per Funk auch an die Zentrale.

Hier könnte - befürchten Experten - schon relativ bald eine ähnliche Entwicklung in Gang kommen wie im Internet. Zuerst waren es junge Technikfreaks, die Viren in die Welt setzten, um sich damit zu brüsten. Doch dann kamen Kriminelle, die die Techniken nutzten, um Kreditkarteninformationen oder Passwörter zu stehlen. Sie sind heute in Banden organisiert und beherrschen die Szene.

Um aber zum Beispiel einer Geldtransportfirma vorzugaukeln, dass ihr per Satellit überwachtes Fahrzeug auf dem richtigen Weg ist, braucht es heute noch Geräte, die einige tausend Euro kosten und dazu eine Menge an Fachwissen. Mit geeigneter Ausrüstung ließen sich dann an Navigationsgeräte manipulierte Daten senden, sodass diese ihre Position falsch berechnen und ebenso falsch an die Zentrale übermitteln.

Für die Spedition sähe es aus, als seien die Fahrzeuge auf der geplanten Route. In Wirklichkeit könnten Verbrecher samt den Millionen in einem Geldtransport längst über alle Berge sein. Noch würden ein solches Szenario nur echte Technikfreaks hinbekommen, sagt Experte Last. Er rechnet jedoch damit, dass das Wissen und die Technik dazu in ein bis zwei Jahren in den Händen von Kriminellen sein könnte.

© SZ vom 25.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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