50 Jahre Gebietsreform:Klein kann besser sein

Lesezeit: 5 min

Zu Beginn der 1970er-Jahre wurden überall in der Bundesrepublik Gemeinden und Landkreise zusammengelegt, zum Teil gegen erbitterten Widerstand. Die Bilanz der Reform ist ernüchternd.

Von Nikolaus Piper

Es war in den frühen Morgenstunden des 19. Mai 1978 um 4.30 Uhr, als zwei Hundertschaften Polizei in Ermershausen einrückten. Auftrag der Beamten war es, in dem fränkischen 600-Seelen-Dorf, direkt an der Grenze zur DDR gelegen, die bayerische Gemeindereform von 1972 durchzusetzen. Nach dieser Reform sollte Ermershausen in die Nachbargemeinde Maroldsweisach eingegliedert werden. Die Ermershausener aber wollten selbständig bleiben und leisteten seit Jahren zähen Widerstand gegen die Reform. Bei einer Bürgerbefragung hatten 98 Prozent für die Selbständigkeit votiert, die Kommunalwahl im März 1978 boykottierte das ganze Dorf. Als schließlich der Bürgermeister von Maroldsheim im Rathaus von Ermershausen die Gemeindeakten abholen wollte, stürmten rund 100 Bürger den Platz vor dem Rathaus und drangen in das Gebäude ein. "Der Bürgermeister und seine Helfer wurden gewaltsam ins Freie befördert, wobei es zu Körperverletzungen kam", berichtete die SZ damals. Konsequenz war der Polizeieinsatz am 19. Mai.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: