Fußball:Kicken lohnt sich

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Bayern gegen Dortmund: Nicht nur Bundesliga-Fußball bringt Geld. (Foto: Patrick Stollarz/AFP)

Rund elf Milliarden Euro geben die Deutschen jedes Jahr für den Fußball und das Drumherum aus. Zehn Millionen Menschen spielen aktiv Fußball. Sehr viel mehr betreiben den Sport nur passiv - am Fernseher oder am Rand des Feldes.

Von Vivien Timmler, München

Kicken lohnt sich. Nicht nur, um fit zu bleiben, der Integration wegen oder um sich das kühle Helle danach zu verdienen. Nein, kicken lohnt sich auch wirtschaftlich. Allein fürs Zuschauen an den Bildschirmen oder im Stadion geben fast 20 Prozent aller Deutschen Geld aus. Das sind fünf Mal so viele Menschen wie jene, die ihr Geld für Handballspiele hergeben, und zehn Mal so viele wie diejenigen, die das für den Basketball tun. Etwas mehr als 5,5 Milliarden Euro investieren sie jährlich, um Fußball zu verfolgen. Die Gesamtausgaben der deutschen Haushalte für den Fußball betragen sogar genau das Doppelte. Das liegt an den aktiven Fußballspielern: Auch sie geben im Jahr 5,5 Milliarden Euro für ihren Sport aus, wie im Gutachten "Wirtschaftsfaktor Fußball" des Bundeswirtschaftsministeriums erstmals dargestellt wird.

Es kommt zu dem Ergebnis, dass der Fußball nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, wie sich schon allein aus dem Rekordumsatz der vergangenen Bundesliga-Saison und den stetig steigenden Einnahmen aus Medienrechten ergibt, sondern dass der aktiv betriebene Fußball-Breitensport wirtschaftlich genau die gleiche Bedeutung hat wie der Profifußball. Das ist insofern erstaunlich, als dass dieser bislang wenig untersucht und in seiner ökonomischen Bedeutung nicht quantifiziert wurde, wodurch er gesamtwirtschaftlich automatisch als weniger relevant wahrgenommen wurde. Mit der zweiten Auflage des sogenannten Sportsatellitenkontos, das die Produktion und Verwendung von Gütern und Dienstleistungen in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten bilanziert und dem Gutachten zugrunde liegt, ändert sich diese Betrachtung.

Zwar spielen mit zehn Millionen Menschen deutlich weniger Deutsche aktiv Fußball, als ihn passiv verfolgen, sie geben im Schnitt pro Jahr aber auch doppelt so viel dafür aus, und zwar laut Gutachten knapp 536 Euro im Jahr. Bei Fußballern unter 16 Jahren ist dieser Betrag mit 626 Euro noch höher, was hauptsächlich an den Beiträgen für Fahrten zu Trainingseinheiten und Wettkämpfen liegt.

Das Verhältnis von Ausgaben für den Profi- und Breitensport dürfte sich laut Gutachten jedoch in Zukunft kontinuierlich in Richtung des Profisports verschieben. Einerseits liegt das an den starken Wachstumsraten bei der Vermarkung des Profifußballs, andererseits an den Einflüssen des demografischen Wandels auf das aktive Fußballspielen. Davon profitieren dürften am ehesten die Bezahlsender, aber auch Brauereien müssen sich keine Sorgen machen. Denn egal ob verdient oder nicht: Das kühle Helle genehmigen sich Fußballer trotzdem.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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