Der Festplattenrekorder, eine Box fürs Online-Video-Gucken, dazu vielleicht noch eine Spielekonsole und bald noch ein Empfänger fürs neue Digitalfernsehen über Antenne - es ist schon beachtlich, wie viele neue Bewohner der Geräte-Zoo in vielen Wohnzimmern binnen weniger Jahre dazugewonnen hat. Und auch die Fernseher selbst, noch immer die Zentrale der Unterhaltungselektronik, können eine ganze Menge mehr. Nur eines können sie nicht gut: Die ganze Vielfalt auch für Menschen erschließbar machen, die sich nicht so leicht tun mit HDMI, CEC, UPnP und wie die vielen Kürzel sonst noch heißen.
Immerhin: Bei der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin, die am Freitag fürs Publikum öffnet, wollen einige Hersteller mal wieder den Versuch unternehmen, nicht nur ständig neue Leistungsmerkmale einzuführen, sondern auch an die Bedienbarkeit zu denken.
Fernseher bleiben das Wichtigste
TV-Geräte sind für die Industrie noch immer der wichtigste Umsatzbringer, wie der Industrieverband Bitkom für dieses Jahr prognostiziert. Am Gesamtumsatz der Branche in Deutschland von 9,54 Milliarden Euro werden sie demnach einen Anteil von 43 Prozent haben, das entspricht 4,13 Milliarden Euro. Immerhin ein Viertel aller verkauften TV-Geräte sind bereits geeignet für die nächste Technik-Evolution bei Fernsehern: In einigen Jahren werden die Sender umsteigen auf Ultra-HD-Bilder. Diese bieten viermal soviel Bildpunkte wie heutige Geräte mit Full-HD (1920 mal 1080 Bildpunkte). Bis es soweit ist, kann man seinen neuen Fernseher schon einmal mit diversen Testsendern ausreizen - oder auch mit Ultra-HD-Blu-Ray-Scheiben, die zusammen mit den ersten Abspielgeräten nun auch marktreif sind.
Viele TV-Hersteller haben inzwischen auch Geräte mit Oled-Bildschirmen im Angebot, darunter Metz. Diese organischen Leuchtdioden brauchen keine Hintergrundbeleuchtung und liefern ein sehr tiefes Schwarz. Sie sind aber nicht ganz so hell wie gute Bildschirme mit Flüssigkeitskristallanzeige. Auch bei dieser Technik tut sich ja Einiges - am besten man macht sich auf der Ifa selbst ein Bild.
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Wer es noch nicht gesehen hat, kann sich auf der Ifa auch das neue digitale Antennenfernsehen DVB-T 2 zeigen lassen. Dessen Qualität übertrifft die des Vorgängers bei weitem, um Privatsender zu empfangen, wird allerdings eine Monatsgebühr fällig. Glaubt man dem Branchenverband, wollen sich die Kunden durchaus gerne auf neue Techniken einlassen. Dies gilt auch für einen weiteren Trend der Ifa.
Heimvernetzung setzt sich langsam durch
Schon seit Jahren ist dort von der Heimvernetzung die Rede. Dieses Mal bekommen die Hersteller einen eigenen Bereich dafür. Besonders gefragt ist übrigens nicht der als Beispiel ziemlich abgenutzte vernetzte Kühlschrank, gekauft werden vor allem vernetzte Sound-Anlagen, die mehr und mehr die traditionellen Hifi-Anlagen ersetzen. Der Grund: Die Nutzer kaufen weniger Tonträger oder Musikdateien, sondern spielen Musik direkt von Internetdiensten wie Spotify, Napster oder Apple Music ab. Und sie wünschen sich, dass die Abspielgeräte untereinander vernetzt sind.
Der Markt dafür jedenfalls boomt, der Umsatz in Deutschland soll in diesem Jahr um 5,8 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro steigen. Kein Wunder daher, dass auch immer mehr Traditionshersteller in dieses Segment eindringen wollen.
Die Steuerzentrale für vernetzte Audioanlagen ist wie für so vieles andere: das Smartphone. 76 Prozent der Deutschen von 14 Jahren an werden dem Bitkom zufolge bis Jahresende eines haben, unter den bis 50-Jährigen sollen es mehr als 90 Prozent sein. Durchschnittlich zahlen die Käufer 347 Euro für eines der Alleskönner-Handys. Viele Hersteller präsentieren auf der Ifa ihre Smartphone-Neuheiten. Der zuletzt auch in Deutschland sehr erfolgreiche chinesische Hersteller Huawei wird womöglich eine neue Untermarke präsentieren. Huawei ist es gelungen, den dritten Platz hinter Samsung und Apple zu erobern. Hersteller wie HTC und Sony sind dagegen zurückgefallen. Apple ist wie üblich nicht vertreten, sondern macht am 7. September, dem letzten Messetag, eine eigene Veranstaltung.
Klügere Uhren, vernetzte Waschmaschinen
Einen großen Aufschwung gab es auch bei computerähnlichen Geräten, die am Körper getragen werden, den sogenannten Wearables. Samsung zeigt eine neue Uhr, auch andere Hersteller warten auf diesem Sektor mit Neuigkeiten auf. Viele Kunden, besonders in Deutschland, sorgen sich allerdings darum, was mit den erfassten Daten geschieht. Anette Zimmermann von der Beratungsfirma Gartner sagt, dass selbst den Unternehmen, die solche Daten sammeln, nicht ganz klar sei, welche Erkenntnisse sich daraus wirklich gewinnen lassen und wie man - vor allem - damit auch Geld verdienen soll.
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Bei Haushaltsgeräten wie Herden oder Waschmaschinen hat sich in den vergangenen Jahren auch viel getan, gefragt sind Reinhard Zinkann vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) zufolge "hochwertige Ausstattungen, modernes Design und Bedienkomfort". Auch die Nachfrage nach Geräten, die sich per Smartphone steuern oder überwachen lassen, nehme zu, so Zinkann.
Ein Smartphone braucht man auch, um Samsungs Virtual-Reality-Brille Gear VR zu nutzen. Auf dem Breitscheidplatz wird Samsung zusätzlich zu Rundumsicht, 3D und Sound noch Gerüche hinzufügen, um das Erlebnis noch realitätsnäher zu gestalten. Ob es bald auch Duftorgeln für zu Hause geben wird, ist noch nicht bekannt. Das Interesse dafür wäre möglicherweise da - besonders in Deutschland. Hier wurden bereits 200 000 der VR-Brillen allein von Samsung verkauft, in Europa waren es insgesamt 500 000. Der Markt dafür könnte Marktforschern zufolge in Deutschland bis 2020 auf 850 Millionen Euro steigen.