Umweltverschmutzung:Plastikpartikel im Make-up

Lesezeit: 1 Min.

  • In welchen Mengen kommen Mikropartikel aus Polyethylen in unserem Alltag und in der Umwelt vor? Das hat das Umweltbundesamt in einer Studie abgeschätzt.
  • Lebensgefährlich ist das Plastik vor allem für Lebenwesen - denn die Partikel landen tonnenweise im Meer.

Von Elisabeth Dostert

Sie stecken fast überall drin - im Duschgel, im Shampoo, in der Zahnpasta, im Peeling für die Haut, im Rasierschaum und im Lippenstift: Mikropartikel aus Polyethylen. Sie erhöhen die Deckkraft oder verbessern die Viskosität. Über Abfluss, Kanalisation, Kläranlagen und Flüsse landen sie irgendwann im Meer und werden dort zur Gefahr für die Lebewesen.

In welchen Mengen diese Mikropartikel in unserem Alltag und in der Umwelt vorkommen, hat das Umweltbundesamt in einer Studie zusammengefasst. Vermutlich werden allein rund 500 Tonnen solcher primärer Mikropartikel aus Polyethylen, dem weltweit am häufigsten verwendeten Kunststoff, jedes Jahr in Deutschland in der Kosmetikindustrie eingesetzt. Das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von 6,2 Gramm. Es gibt allerdings noch sehr viel mehr Anwendungsgebiete. Mikropartikel kommen auch in Farben und Arzneien, Lebensmittel werden damit beschichtet und Oberflächen bearbeitet.

Wie hoch die gesamte Einsatz ist, ist schwer zu berechnen, schon weil die Begriffsbezeichnung nicht einheitlich ist, Mengenangaben fehlen oder zumindest ungenau sind. In der Kosmetikindustrie gelten Kunststoffteile mit einem Durchmesser weniger als einem Millimeter als Mikropartikel, Im Meeresschutz werden Teile mit weniger als fünf Millimeter Durchmesser als Mikropartikel bezeichnet. Sie bedrohen Fische, Schalentiere, Muscheln und Plankton.

80 bis 400 Tonnen Mikropartikel aus Textilien

Die Forscher raten allerdings, sich nicht auf primäre Mikropartikel zu konzentieren. Die bedeutsamste Quelle für Mikroplastik im Meer sei die Zersetzung größerer Kunststoffteile - von der Plastiktüte bis zum Fischernetz. Wetter und Gezeiten ausgesetzt entstehen daraus sekundäre Mikropartikel.

Rund sechs bis zehn Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion landen der Studie zufolge in den Weltmeeren - bis zu 30 Millionen Tonnen. Von 663 Arten sei bekannt, dass sie unter diesem Müll leiden. Sie verfangen sich in ihnen oder fressen sie und führen unter anderem zu Verletzungen im Verdauungstrakt. Mikropartikel fungieren auch als Transportmittel, weil sich Schadstoffe und Krankheitserreger anlagern.

Die Forscher schätzen, dass allein durch die Fragmentierung von Chemiefasern aus Kleidung und anderen Textilien in Deutschland jedes Jahr etwa 80 bis 400 Tonnen Mikropartikel freigesetzt werden, durch Reifenabrieb 60 000 bis 111 000 Tonnen.

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