Flugverkehr:Chaos auch in diesem Jahr

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Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol warnt: Es gebe auch in diesem Jahr viel zu wenige Lotsen, dafür aber mehr Flugverkehr.

Von Jens Flottau, München

Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol rechnet damit, dass die Zahl der von Flugsicherungen verursachten Verspätungen im Jahr 2019 nicht abnehmen wird. "Wir haben weniger Lotsen in Deutschland und Frankreich, aber voraussichtlich drei Prozent mehr Verkehr", sagte Eurocontrol-Netzchef Joe Sultana beim European Aviation Symposium in München. "Wir glauben aber, wir können die Verspätungen auf dem Niveau von 2018 halten."

Im vergangenen Jahr waren die Verspätungen deutlich angestiegen, unter anderem, weil in wichtigen Kontrollzentralen wie Marseille, Karlsruhe und Maastricht Fluglotsen fehlten. Zwar haben die Deutsche Flugsicherung (DFS) und andere Organisationen angekündigt, mehr Lotsen auszubilden, doch dies wirkt sich nicht sofort aus. Sultana rechnet erst 2020 mit Entspannung.

Laut Eurocontrol-Statistiken sind die Fluggesellschaften selbst für ungefähr die Hälfte der Verspätungen und Folgeverspätungen verantwortlich, die Flugsicherungen für etwa ein Viertel. Ihr Anteil ist allerdings im vergangenen Jahr gestiegen, was bei den Airlines für großen Ärger gesorgt hat. In Deutschland hatte vor allem Lufthansa-Tochter Eurowings Probleme bei der Integration von Teilen der insolventen Air Berlin. Dies führte zu Tausenden von Flugausfällen. Eurowings verspricht aber, in diesem Jahr deutlich pünktlicher und zuverlässiger zu fliegen.

2040 soll es jährlich bis zu 17 Millionen Flüge geben

Kurzfristig will Eurocontrol nun unter anderem in Deutschland stärker eingreifen, um die Engpässe zu entlasten. "Deutschland ist eine der Gegenden, die besonders schwierig sind," so Sultana. Grund sei die zentrale Lage in Europa und die vielen Überflüge. Im kommenden Sommer werde Eurocontrol täglich rund 600 Flüge umleiten, um die besonders verstopften Lufträume hierzulande und Frankreich zu entlasten. Dadurch sollen noch größere Verspätungen vermieden werden. Für die DFS bedeutet dies allerdings Einnahmeverluste, denn für die Überflüge kassiert das bundeseigene Unternehmen Gebühren.

Langfristig komme Europa aber über strukturelle Reformen des Luftraumes nicht herum, so Sultana. Eurocontrol rechnet für 2040 mit bis zu 17 Millionen Flügen jährlich, im vergangenen Jahr waren es elf Millionen. Viele Flughäfen gerieten dann an ihre Grenzen.

"Wenn es einen positiven Aspekt (der letztjährigen Verspätungen) gibt, dann den, dass die Politiker aufgewacht sind", so Sultana. Seit Jahren kritisieren Flughäfen und Fluggesellschaften, dass ein vor rund 20 Jahren angeschobenes Projekt, den europäischen Luftraum zu vereinfachen, immer noch nicht weiter vorangekommen ist. Sultana betont aber, dass die Luftraumkapazität in den kommenden zehn Jahren um rund die Hälfte ausgeweitet werde, um des Wachstums Herr zu werden.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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