Der Immobilienmarkt boomt. Die Preissteigerungen haben auch die Aktienkurse börsennotierter Wohnungsgesellschaften nach oben katapultiert. So verteuerten sich die Titel von Vonovia in den vergangenen drei Jahren fast um 80 Prozent, die Papiere der Deutschen Wohnen sogar um 125 Prozent. Etwas bescheidener fielen die Gewinne einiger Gewerbeimmobilien-Aktien aus. Diese Titel könnten in Zukunft allerdings etwas aufholen. Die Studie "Stimmungsindikator Immobilienaktien" von der Kommunikationsagentur Kirchhoff Consult AG kommt zu der Erkenntnis, dass die Aktien der Halter von Büros, Einkaufszentren oder anderen gewerblich genutzten Gebäuden bessere Aussichten haben als die der Wohnkonzerne.
Die Analysten wurden im September zur kurz- und mittelfristigen Entwicklung befragt und zeigten sich insgesamt verhalten optimistisch. Die Grundstimmung erreichte 9,1 Punkte auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 Punkten. Auffällig sind die Differenzen zwischen den Sparten Wohnen und Gewerbe: Bei den Titeln der Büro- und Shopping-Spezialisten zeigten sich die Analysten deutlich optimistischer und kamen auf 29,5 Punkte. Schwächer schätzten sie die Wachstumsaussichten der Wohnaktien ein (4,5 Punkte). Die verhaltene Einschätzung zu den Wohnfirmen überrascht, da der Wohnungsmarkt boomt. Entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung dieser Aktien habe die Mietpreispolitik der künftigen Bundesregierung.
Für Immobilienaktien existiert zudem eine besondere Kennziffer: der Net Asset Value (NAV). Diese zeigt an, welchen Wert das Vermögen der einzelnen Firmen hat, und zwar abzüglich der Verbindlichkeiten. Ein fairer Börsenkurs müsste also dem NAV einer Aktie entsprechen. Liegt der Aktienkurs darunter, gilt das Papier als günstig. Während die analysierten Wohnimmobilien-Aktien oberhalb ihres NAV notierten, bewege sich der Kurs von Gewerbeimmobilien-Aktien in der Hälfte der Fälle unterhalb des ausgewiesenen NAV. "Wir sehen Gewerbeimmobilien-Aktien aktuell deutlich günstiger bewertet als Wohnimmobilien-Aktien. Die Unternehmen profitieren direkt von der starken Konjunktur und haben sich überdurchschnittlich gut operativ entwickelt", wird der Immobilienanalyst Thomas Effler von der Oddo BHF Bank zitiert. Konkret wurden die Fachleute gefragt, ob sie kurzfristig (innerhalb der nächsten drei Monate) oder mittelfristig (auf zwölf Monate) Kurssteigerungen oder Verluste erwarten. Für die Beantwortung stand eine Skala von stark steigend (mehr als plus 15 Prozent) bis stark fallend (unter minus 15 Prozent) zur Verfügung. Die Auswertung bildet den Durchschnitt aller Analysten-Einschätzungen ab. Aus den Umfrageergebnissen wurde ein Stimmungsindikator erhoben. Die Marke von 100 Punkten kann demnach nur erreicht werden, wenn alle befragten Analysten davon ausgehen, dass die Kurse um mehr als 15 Prozent steigen.