Finanzen kompakt:Goldman: Seht her!

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Goldman kämpft um den Ruf: Die Bank will öffentlich zeigen, wie sie ihr Geld verdient. Außerdem: Ex-BayernLB-Chef Kemmer ist schockiert und die US-Notenbank überweist eine mächtige Summe an die US-Regierung. Dies und mehr im Finanzen kompakt.

Nach heftigen Beschwerden von Anlegern gibt die Bank Goldman Sachs Bankenkreisen zufolge künftig mehr Informationen über ihre Geschäfte preis. Das Institut werde unter anderem detaillierter als bisher veröffentlichen, wie viel Umsatz es in Handel und Eigenhandel macht, sagte eine Person, die mit der Angelegenheit vertraut ist.

Kurswechsel bei der Bank Goldman: Die Kunden sollen sehen, wo die Bank ihr Geld verdient. (Foto: Peter Macdiarmid/Getty Images)

Basis der Veränderungen ist demnach ein 63-seitiger Bericht, der in einer achtmonatigen internen Prüfung erstellt wurde. Das Papier solle am Dienstag veröffentlicht werden. Bankchef Lloyd Blankfein habe es am Montag rund 470 Führungskräften des Hauses vorgestellt.

Goldman wird die weitergehenden Angaben demnach erstmals im Geschäftsbericht zum vierten Quartal machen, der am 19. Januar vorgelegt wird. Viele Investoren klagen über den Mangel an Informationen über die Großbank. Es sei unter diesen Umständen sehr schwierig zu beurteilen, wie sich das Geschäftsergebnis entwickle, sagen sie.

Der Kurswechsel bei Goldman Sachs dürfte nicht zuletzt auch unter dem Druck der US-Finanzreform zustande kommen: Konkurrent Morgan Stanley kündigte am Montag an, den Eigenhandel abzuspalten.

Der frühere Chef der BayernLB, Michael Kemmer, sieht in der Affäre um das Millionenvermögen von Ex-Vorstand Gerhard Gribkowsky eine Katastrophe für die gebeutelte Landesbank. Er sei fassungslos, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken der Bild-Zeitung.

"Ich kenne die Affäre um angebliche Schmiergelder nur aus der Zeitung", sagte Kemmer. Sollten die Vorwürfe stimmen, wären sie ungeheuerlich. Bei seinem Amtsantritt sei der Verkauf der Formel 1-Anteile bereits abgeschlossen gewesen. Kemmer gehört wie sein Vorgänger Werner Schmidt zu den insgesamt acht Ex-Managern, die der Verwaltungsrat der Landesbank für den Fehlkauf der maroden HGAA zur Kasse bittet.

Das HGAA-Desaster hatte den Freistaat mehr als 3,7 Milliarden Euro gekostet. Wegen des Debakels ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen Kemmer. Er hatte Ende 2009 wegen des HGAA-Desasters bei der Landesbank seinen Hut genommen und ist nun Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands.

Fast die Hälfte der deutschen Bankmanager rechnet einer Umfrage zufolge mit der Pleite zumindest eines Landes in Europa. Dies geht aus dem halbjährlichen Bankenbarometer der Beratungsfirma Ernst & Young hervor, das am Dienstag in Frankfurt veröffentlicht wurde. Ausgewertet wurden die im Dezember gegebenen Antworten von Führungskräften aus 120 Banken in Deutschland.

Auf die Frage "Erwarten Sie derzeit den Ausfall staatlicher Schuldner in Europa?" antwortete zwar eine knappe Mehrheit von 53 Prozent mit "Nein". 47 Prozent stimmten aber mit "Ja" ab. Unter denen, die mit Ausfällen rechnen, glaubt knapp die Hälfte an kurzfristige Verluste (22 Prozent aller Befragten), die übrigen mit mittelfristigen Problemen, erläuterte ein Sprecher. Negative Auswirkungen von Ausfällen auf ihr eigenes Institut erwarteten 25 Prozent der Befragten.

"Die große Mehrheit der befragten Banken dürfte kaum oder keine Papiere der wackelnden Staaten halten und hat daher auch keine direkten Ausfälle zu befürchten", sagte der Leiter des Bereiches Financial Services bei Ernst & Young, Claus-Peter Wagner. Zudem hätten sich die Papiere von schwachen Euro-Ländern durch die Maßnahmen der EZB stabilisiert. Hintergrund ist, dass die EZB Staatsanleihen von gefährdeten Staaten aufkauft und damit die Märkte stützt. Bis Ende vergangener Woche waren es rund 74 Milliarden Euro. Sollte es tatsächlich aber zur Zahlungsunfähigkeit eines Staats kommen, hätte dies katastrophale Folgen, warnte Wagner.

"Sollten massive Abschreibungen bei einigen großen Häusern nötig werden, würde dies zu erneuten Turbulenzen im gesamten Wertpapiermarkt führen." Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen von schwachen Euroländern waren vergangene Woche wieder gestiegen. Griechenland und Irland haben bereits Hilfen anderer EU-Länder und des Internationalen Währungsfonds angenommen, die mit harten Auflagen verbunden sind. Portugal lehnt Hilfen derzeit ab. Auch Spanien ist an den Kapitalmärkten unter Druck.

Die weltgrößten Devisenreserven in China sind im vergangenen Jahr um 18,7 Prozent auf 2,85 Billionen US-Dollar (rund 2,2 Billiarden Euro) gestiegen. Das berichtete die Zentralbank in Peking. Der chinesische Außenhandel hatte um 34,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,97 Billionen US-Dollar zugelegt, wenngleich der Handelsbilanzüberschuss um 6,4 Prozent auf 183 Milliarden US-Dollar zurückgegangen war. Wie die Zentralbank weiter berichtete, überstieg die Kreditvergabe der chinesischen Banken im vergangenen Jahr mit 7,95 Billionen Yuan (heute umgerechnet 927 Milliarden Euro) das Ziel der Regierung von 7,5 Billionen Yuan.

Im Jahr davor waren es im Rahmen des Konjunkturprogramms sogar 9,6 Billionen Yuan, doch hatte die Regierung aus Angst vor Überhitzung die Liquidität bremsen wollen. Dank des Konjunkturprogramms und der massiven Kreditvergabe hatte China die Weltwirtschaftskrise besser als erwartet überstanden und dürfte im vergangenen Jahr rund zehn Prozent Wachstum erreicht haben. Allerdings hat sich der Inflationsdruck auch deutlich verstärkt, so dass jetzt ein langsameres und nachhaltigeres Wachstum angestrebt wird.

Die US-Notenbank wird dank hoher Gewinne mit Staatsanleihen den Rekordbetrag von 78,4 Milliarden Dollar an das Finanzministerium überweisen. Insgesamt verbuchten die zwölf Notenbanken der Fed im vergangenen Jahr einen Gewinn von 80,9 Milliarden Dollar, wie aus am Montag veröffentlichten vorläufigen Daten der Fed hervorgeht.

Vor einem Jahr hatte die US-Notenbank noch 31 Milliarden Dollar weniger an die Regierung überwiesen. "Der Anstieg ist in erster Linie auf einen höheren Gewinn mit Staatsanleihen zurückzuführen", erklärte die Fed.

Die endgültige Zahlen für 2010 sollen im Frühjahr veröffentlicht werden. Die Fed überweist einmal im Jahr den Großteil ihres Gewinns an das Finanzministerium. Seit ihrem Bestehen hat sie noch nie einen Verlust verbucht. Wegen ihres milliardenschweren Programms zum Aufkauf von Staatsanleihen steht die Fed in der Kritik. In der vergangenen Woche machte Fed-Chef Ben Bernanke keine Anzeichen, das Programm zurückzufahren. Allerdings signalisierte er auch keine eine finanzielle Aufstockung des 600 Milliarden Dollar schweren Programms und auch keine Verlängerung über die bisher gesetzte Juni-Frist.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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