Familiensplitting-Pläne von Schwarz-Gelb:Der nächste Unfug

Das Ehegattensplitting ist ungerecht und setzt falsche Anreize. Das "Familiensplitting" soll künftig auch die Kinder in die Steuerberechnung einbeziehen - doch das würde die Ungerechtigkeit nur noch schlimmer machen.

Ein Kommentar von Claus Hulverscheidt, Berlin

Lange schien es unantastbar zu sein, mittlerweile aber ist das Ehegattensplitting zunehmend schlecht beleumundet. Aus gutem Grund, denn das aus einem anderen Jahrhundert stammende Steuerprivileg ist ungerecht und setzt falsche Anreize: Es bevorzugt reiche Ehepaare mit nur einem Gehalt und belohnt Frauen, die nach der Geburt eines Kindes dauerhaft daheim bleiben. Das kann und das sollte sich das Land nicht länger leisten.

Auf der Suche nach Alternativen flüsterten sich Politiker einige Zeit lang das vermeintliche Zauberwort "Familiensplitting" zu, bei dem das Finanzamt das Familieneinkommen nicht nur auf Vater und Mutter, sondern auch auf die Kinder verteilt. Dadurch sinkt die Steuerlast.

Klingt gut - ist es aber nicht, denn durch ein Familiensplitting würden die Nachteile des Ehegattensplittings noch potenziert: Hauptnutznießer wäre der Top-Manager mit einer nicht arbeitenden Gattin und vier, fünf Kindern - er würde im Jahr viele tausend Euro an Steuern sparen.

Statt solcherlei Unfug zu planen, sollte die Koalition die Familienförderung komplett von der Steuer entkoppeln und allen Eltern, unabhängig vom Einkommen und der Frage, wer arbeitet, ein einheitliches, höheres Kindergeld zahlen. Dann wäre dem Staat endlich jedes Kind gleich viel wert. Das Splitting dagegen braucht niemand - es zeigt nur, dass nicht überall, wo "Familie" draufsteht, auch etwas Vernünftiges drin ist.

© SZ vom 04.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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