Facebook:Hohe Gewinne, viele Skandale

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Der Internetkonzern Facebook ist seit Mai 2012 an der Börse notiert, der Ausgabepreis betrug damals 38 Dollar je Aktie. (Foto: Eric Thayer/Reuters)

Der Internetkonzern muss wohl eine Rekordstrafe zahlen. Und die Börse? Ist begeistert.

Von Malte Conradi, San Francisco

Wen bei Facebook Zweifel befallen haben sollten, dem sei versichert: Kundentreue hat noch einen Wert. Da teilt der Konzern mit, wegen Datenschutzverstößen eine Rekordstrafe von bis zu fünf Milliarden Dollar zu erwarten. Fast so viel, wie der deutsche Konzern Siemens in einem Jahr verdient. Und die Börse? Ist begeistert. Der Wert der Facebook-Aktien steigt zum Börsenstart um sieben Prozent. Fünf Milliarden Dollar sind schließlich verkraftbar für einen Konzern, der im vorigen Jahr 22 Milliarden Dollar verdient hat. Vor allem, wenn die Nutzer treu bleiben. Da kann sich Facebook offenbar sicher sein.

Dabei war 2018 für das Unternehmen eine Abfolge von Peinlichkeiten. Angefangen mit dem Skandal um Cambridge Analytica, der im März 2018 öffentlich wurde, reihte sich ein Datenschutzverstoß an den anderen. Kaum hatte sich Konzernchef Mark Zuckerberg für einen Fehler entschuldigt, wurde der nächste publik. Die Nutzer scheint dies kaum zu schrecken.

Zwar gaben zwei Drittel der teilnehmenden Amerikaner in einer Umfrage an, Facebook wegen der Datenschutzverstöße anders oder gar nicht mehr zu nutzen. Doch in den nun veröffentlichten Zahlen spiegelt sich das nicht wider. Demnach ist die Zahl der Nutzer, die Facebook mindestens einmal im Monat besuchen, im vorigen Quartal um 2,5 Prozent auf 2,38 Milliarden gestiegen. Die Zahl der täglichen Nutzer gab Facebook mit 1,56 Milliarden an.

Solange diese Zahlen steigen, wird die Börse Facebook womöglich auch den nächsten Skandal und die nächste Milliarden-Strafe verzeihen. Zeigen diese Zahlen doch, wie eng das soziale Netzwerk mit den Menschen verwoben ist. Wer so viele Nutzer gezielt mit Werbung ansprechen kann, der wird allen Skandalen zum Trotz sehr viel Geld verdienen. Und das tut Facebook: Der Umsatz in den vergangenen drei Monaten betrug 15,08 Milliarden Dollar (plus 26 Prozent), mehr als erwartet.

Die Milliardenstrafe wird von der US-Handelsaufsicht FTC kommen. Sie untersucht Facebook, weil die politische Beratungsfirma Cambridge Analytica unerlaubten Zugriff auf die Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern hatte. Dabei hat Facebook wohl gegen eine Abmachung verstoßen, die der Konzern 2011 mit der FTC traf. Darin verpflichtete sich Facebook, die Einwilligung der Nutzer einzuholen, bevor ihre Daten an Dritte weitergereicht werden. Die höchste Strafe verhängte die FTC bisher 2012 an Google: 22 Millionen Dollar, ebenfalls wegen Datenschutzverstößen.

Facebooks Bilanz wäre wohl noch besser, würden die Mitarbeiterkosten nicht so rasant steigen. So arbeiten 36 Prozent mehr Menschen für Facebook als vor einem Jahr. Dies sind vor allem Mitarbeiter, die missbräuchliche Inhalte von der Plattform fernhalten sollen.

© SZ vom 26.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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