EZB:Hacker greifen Draghi an

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Kriminelle sollen den EZB-Chef und Tausende andere ausgespäht haben. Bei der Zentralbank lagern geheime Informationen zu den größten Banken in Europa.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Zwei Computer-Hacker sollen über Jahre hinweg die E-Mail-Konten von EZB-Präsident Mario Draghi und des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi angegriffen haben. Die italienische Polizei nahm nach eigenen Angaben am Dienstag zwei Personen unter dem Verdacht fest, insgesamt 18 000 Mail-Konten von Geschäftsleuten, Behördenchefs und sogar Kardinälen im Vatikan attackiert zu haben. Bei der EZB und der italienischen Notenbank sollen die beiden Verdächtigen - ein Geschwisterpaar in Rom - versucht haben, vertrauliche Daten über Banken zu ergattern, meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Polizei habe einen Server in Rom sichergestellt, der Tausende Dateien enthalte. Die meisten Daten seien in den USA gespeichert worden. Es werde geprüft, wie die gewonnenen Informationen genutzt wurden. Die EZB möchte den Vorfall nicht kommentieren. Bislang gebe es keine Anzeichen dafür, dass bei der Notenbank E-Mails wirklich angezapft worden seien, heißt es in Kreisen, die mit dem Fall vertraut sind.

Die EZB ist für internationale Cyber-Kriminelle ein ständiges Angriffsziel. Bei der Zentralbank lagern als verantwortlicher Bankenaufsichtsbehörde geheime Informationen zu den größten Banken in Europa. Gleichzeitig bewegt die EZB mit ihrer Geldpolitik die internationalen Börsen. Sollten Kriminelle von den Entscheidungen des EZB-Rats vorab erfahren, ließe sich mit dieser Information an der Börse viel Geld verdienen. Bei der EZB sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht optimal. Neulich ermahnte die Notenbank ihre Mitarbeiter, keine privaten USB-Sticks zu benutzen, weil diese Massenspeicher mit gefährlichen Computerviren infiziert sein könnten. Der Einsatz privater Speichermedien ist enorm gefährlich und deshalb bei vielen Banken und Behörden verboten. Einige EZB-Mitarbeiter scheren sich offenbar nicht darum. Die IT-Abteilung der EZB rügte intern, man müsse pro Jahr im Schnitt 7000 infizierte Dateien von USB-Steckern entfernen.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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